Bewährte Chipkarte soll um neue Funktionen erweitert werden
Vorbei sind die Tage, in denen Bargeld aus dem Portemonnaie quoll und das Ausfüllen unzähliger Formulare die Termine in Arztpraxen oder bei Versicherungsgesellschaften zu stundenlangen Aufenthalten werden ließ - bezahlt wird heute mit der EC-Karte, und Ausweise im praktischen Plastikgewand ermöglichen ohne Schreibaufwand die Erkennung persönlicher Daten per Computer. Die Variante der Ruhr-Universität (RUB) nennt sich schlichtweg Chipkarte und ist zum Liebling der Bochumer Studenten avanciert.
Im Sommersemester 1997 startete die Hochschule in Zusammenarbeit mit Siemens ein freiwilliges Pilotprojekt. Jeder neu eingeschriebene Student konnte eine multifunktionale Chipkarte anstelle des herkömmlichen Studentenausweises wählen. Ziel der RUB war es, den Verwaltungsaufwand zukünftig zu verringern. Die Chipkarte weist die Studenten nicht nur als solche aus, sondern sie dient gleichzeitig als Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr und als persönlicher Datenträger in den einzelnen Verwaltungsstellen. In Verbindung mit einem persönlichen Kennwort fungiert sie zudem als Zugangsberechtigung für die Universitätsbibliothek. Auch die bei Studenten einst verhasste Rückmeldeprozedur für ein neues Semester, die aufgrund langer Warteschlangen eher einem Tagesausflug glich, wurde durch die Chipkarte erleichtert. Nachdem der Semesterbeitrag überwiesen worden ist - der Überweisungsauftrag wird übrigens mit Hilfe der Karte ausgedruckt - , braucht der Plastikausweis lediglich in eigens dafür konzipierte Computerterminals geschoben zu werden. Die persönlichen Daten werden in kürzester Zeit aktualisiert und sogleich können sich die Studenten ihre Studienbescheinigungen per Mausklick ausdrucken lassen. Diese Funktion ist nur deshalb möglich, weil die Chipkarte auf ihrer Rückseite über eine wiederbeschreibbare Oberfläche verfügt und demzufolge bei der Rückmeldung ähnlich wie ein herkömmlicher Studentenausweis um ein Semester verlängert wird.
Längst hat sich das persönliche Erkennungssystem bei der Studentenschaft durchgesetzt. Wer noch einen alten Ausweis besitzt, kann diesen gegen eine Gebühr von 10 Mark bei der Universitätsverwaltung umtauschen lassen. Der RUB reichen die jetzigen Standards jedoch nicht aus. Da die technischen Möglichkeiten der Chipkarte noch nicht ausgereizt sind, befinden sich bereits erweiterte Anwendungsbereiche in ersten Testphasen. Zukünftig könnte die Karte als eine Art »elektronischer Schlüssel« den Zugang zu bestimmten Sicherheitsbereichen innerhalb der Universität regeln. Darüber hinaus soll sie eine kombinierte Funktion aus Telefon- und EC-Karte erhalten, damit Studenten Telefone und Mensa bargeldlos benutzen können. Irgendwann einmal sollen Studenten die RUB sogar auf virtuellem Wege besuchen, also ohne extra nach Bochum kommen zu müssen. Wenn es Technik und Finanzmittel zulassen, sollen Studenten dann mit Hilfe eines PIN-Codes an Vorlesungen, Seminaren und Prüfungen vom heimischen PC aus teilnehmen können. (sh)