hamburg Abgefahren

Über eine nervenzehrende Fahrt zur Uni

Über eine nervenzehrende Fahrt zur Uni

Jeder Student kennt das alltägliche dichte Gedränge im 102er Bus. Auf dem Weg zur Uni ist kein Platz in Sicht, ein Ellenbogen sticht im Rücken und das Kleinkind neben mir testet Schallgrenzen.

Es ist 9.55 Uhr, Dienstagmorgen, und ich habe gleich ein Seminar im Philturm. U-Bahn-Haltestelle Hoheluftchaussee. Ich laufe die Treppen runter. Neben mir beeilt sich ein großer Mann mit grauem Pulli, der eine beige Tasche unter den Arm geklemmt hat. Hinter mir höre ich eine blonde BWL-Studentin mit ihrer Freundin reden. Die beiden haben heute eine Klausur.

Als ich das Ende der Treppe erreicht habe, laufe ich an dem Kiosk an der linken Seite vorbei und jedes mal überlege ich mir, ob ich mir eine Zeitschrift mitnehmen soll. Aber meistens nehme ich keine mit, sondern gehe weiter zur Bushaltestelle. Von rechts weht mir der früh am morgen unappetitlich wirkende Geruch gebratener halber Hähnchen entgegen. Immer stehen hier zwei oder drei Männer, die ein Dosenbier halten und mit dem türkischen Wirt reden.

9.58 Uhr. Die Bushaltestelle Hohelauftchaussee ist eigentlich immer voll, weil hier die meisten Studenten ein- und aussteigen. Ich stelle mich neben die anderen Wartenden und steige in den hinteren Teil des Busses, weil man dort manchmal noch einen Platz bekommt. Tatsächlich bekomme ich noch einen Sitzplatz, neben einer Rentnerin, die - wie alle Rentner - an der Innenseite sitzt, da sie Angst hat, sonst nicht schnell genug aussteigen zu können. Es ist ein lustiges Phänomen. Vor allem die Erklärungen, die die Rentner dann parat haben: »Junge Frau, ich muss an der nächsten raus. Da fahren sie weiter als ich!« Wenn ich jedes mal für diesen Satz zehn Mark kriegen würde, könnte ich endlich mal wieder in den Urlaub fliegen. Nie ist bis jetzt einer dieser Innensitzer früher als ich ausgestiegen. Also sage ich: »Ja, klar, dann müsste ich ja aufstehen, das wäre dann ja unpraktisch!« und setze mich auf den Fensterplatz.

Im Mittelgang des Busses stehen dicht gedrängt ein Typ mit Jeansjacke und Walkman, eine Pädagogikstudentin, zumindest glaube ich, dass sie das studiert, da sie einen Stoffrucksack mit einer baumelnden IKEA-Maus über der rechten Schulter trägt. Der Bus hält am Bezirksamt Eimsbüttel. Wer hier aussteigt, wohnt auch hier. Alle anderen fahren weiter. Die Oma sitzt natürlich auch noch neben mir. Der Bus fährt an, und in dem Moment rennt noch jemand zur Tür. Die Ampel schaltet auf Grün und der Busfahrer fährt weiter. Fluchend steht der Nichtreingelassene auf der Straße.

Vor mir sitzt eine Frau, die ein Buch liest. Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, wie man bei dem Geräuschpegel und Gedränge lesen kann. Ich beuge mich vor, um zu sehen, was sie liest. Kann aber nichts erkennen. »13 Uhr in der Mensa? Okay, wir treffen uns dann bei den Geldautomaten. Muss mich beeilen, in fünf Minuten fängt das Seminar an.« Der gut aussehende Typ neben der Pädagogikstudentin hat sich mit einem Freund verabredet. Bevor ich nachdenken kann, ob ich zufälligerweise auch um 13 Uhr bei den Geldautomaten stehe, hält der Bus an der Grindelallee und ich muss aussteigen. (yk)

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