Neulich habe ich in einem Magazin gelesen, dass Liebe - also die Form der Liebe, die wir in Deutschland leben - ausschließlich auf Egoismus und Narzissmus basiert. Da stand, dass wir uns eigentlich nur deshalb verlieben, weil wir zurückgeliebt und begehrt werden wollen. Das sei gut für unser Ego. So nach dem Motto: "Boah, muss ich ein geiler Hecht sein, dass der oder die jetzt so auf mich abfährt."
Wenn nämlich plötzlich jemand unseretwegen (!) in Ekstase gerät oder sogar einen hammermäßigen Orgasmus bekommt - nur weil wir so gut im Bett sind: Ja, besser geht es doch gar nicht?! Ja, genau. Wir wollen es unserem Partner möglichst gut besorgen, um es unserem Ego zu besorgen. Ob wir uns das nun bewusst machen und zugeben wollen, oder nicht.
Von Hollywood verdorben
Das i-Tüpfelchen ist, wenn der Mensch, mit dem wir schlafen, besonders reich, schön oder erfolgreich ist. Warum? Weil es uns selbst aufwertet. "Zweisamkeit ist nichts anderes als die Fortsetzung der Ich-Bezogenheit mit anderen Mitteln", bringt es Markus Günther in einem Artikel für die "FAZ" auf den Punkt. Diese anstrengende Suche nach "dem Richtigen", die uns schon als Kindern von Literatur, Hollywood und Popsongs als sozusagen allerhöchstes Lebensziel eingetrichtert wird, ist nämlich in Wahrheit "nur" das Streben nach dem perfekten Ich, das alles hat: den perfekten Mann, das perfekte Haus, perfekte Kinder usw. Ideal zum Angeben auf Facebook.
Das will sich natürlich keiner eingestehen, weil es sich nur schwer mit unserem Selbstbild, das versaut, äh, geprägt ist von Märchen wie "Pretty Woman" oder "Casablanca", vereinen lässt.
Klar, jeder von uns möchte gerne derjenige sein, der "Nicht ich!" brüllt. Wie in "Das Leben des Brian". Aber der Typ lag eben auch verdammt falsch.