Kinderwunsch Sarah erlebte zwei Fehlgeburten: "Am wichtigsten ist mir, dass wir anfangen, drüber zu reden"

Sarah Plack, 32, möchte Miss Germany werden – und Mutter
Sarah Plack, 32, möchte Miss Germany werden – und Mutter
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Sarah Plack ist Ärztin und Unternehmensberaterin, aktuell bewirbt sie sich außerdem um den Titel der Miss Germany. Eines ist sie allerdings (noch) nicht: Mutter.

Sarah Plack, 32, führt ein Leben, auf das viele Menschen neidisch sein dürften. Sie ist glücklich verheiratet, hat erfolgreich Medizin studiert und viele Jahre als selbstständige Unternehmensberaterin gearbeitet. Doch selbst bei Menschen wie der sympathischen Berlinerin ist nicht alles perfekt – denn das ist es bei niemandem. Sarah Plack musste zwei Fehlgeburten und eine aufwändige Kinderwunschbehandlung ertragen, um ihrem Wunsch nach einem Kind näher zu kommen.

Dabei sah es anfangs aus, als würde die Familienplanung des Paares genauso geschmeidig verlaufen wie die Beziehung. "Wir sind seit vier Jahren verheiratet", sagt Sarah im stern-Interview. "Und schon nach fünf Monaten hatte ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand." Freudig fasste sie einen Entschluss: "Ich dachte mir, ich teile meinen Weg mit ein paar YouTube-Videos. Daraus wurde dann eine Kinderwunsch-Journey, mit der ich nicht gerechnet hatte." 

Anfangs schien alles perfekt zu laufen 

Denn der Traum von der Schwangerschaft platzte in der neunten Woche. "Die Ärztin konnte auf dem Ultraschallbild sehen: Da war nur eine leere Fruchthöhle. Mein Körper hatte mir eine intakte Schwangerschaft vorgegaukelt." Für Sarah Plack brach eine Welt zusammen, denn sie hatte die Vorfreude auf das Baby genossen, sich gern schwanger gefühlt. Doch über eines war sie froh: "Ich hatte großes Glück, meine Frauenärztin war extrem einfühlsam, hat mir alles in Ruhe erklärt. Ich konnte selbstbestimmt alles entscheiden." 

Die 32-Jährige musste sich einer Ausschabung der Gebärmutter unterziehen. Aber mehr als dieser körperlich unangenehme Eingriff machten ihr die seelischen Folgen des Erlebten zu schaffen. "Anfangs war da eine richtige Energielosigkeit, ich habe gebraucht, bis ich mich wieder aufraffen konnte. Ich habe mir auch Hilfe bei einer Psychologin gesucht. Ich wollte nur wieder schwanger werden", sagt sie. 

Das Paar suchte sich Hilfe 

Zuerst hatte sie noch die Hoffnung, dass es bald ein zweites Mal mit dem Schwangerwerden klappen würde. "Ich wusste ja, dass viele Frauen nach einer Fehlgeburt schnell wieder schwanger werden. Das passierte aber nicht." Und so begann das Paar, nach Gründen zu suchen. Sarah und ihr Mann entschieden sich, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen. "Da hatte ich zum ersten Mal eine schlechte Betreuung. In der Klinik sagte mir die Ärztin praktisch, ich hätte einen an der Klatsche und es gebe keinen wirklichen Grund, dass es bisher nicht geklappt hat. Da haben wir sofort die Klinik gewechselt." 

Es stellte sich heraus, dass sowohl bei ihrem Mann als auch bei ihr Probleme vorlagen, die eine natürliche Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich machten. "Mein Mann und ich haben viel darüber geredet, es hat uns sehr zusammengeschweißt. Das ist ja nicht selbstverständlich: Sex nach Plan, das vertragen nicht alle, wir haben's recht sportlich genommen." Sie lacht. 

Eine zweite Fehlgeburt 

Doch dann passierte etwas Unerwartetes: "Kurz vor der ersten Behandlung wurde ich wieder schwanger", berichtet Sarah. "Aber dieses Mal war ich von Anfang an vorsichtig und in der sechsten Woche hatte ich dann auch eine Fehlgeburt." Ihr ist klar: Ohne professionelle Hilfe wird der Kinderwunsch vermutlich keine Wirklichkeit. Sie und ihr Mann beginnen die Behandlung. "Es war klar: Wir müssen jetzt einen schwierigeren Weg gehen, aber wir können ihn gehen."  Und schwierig wurde es tatsächlich, doch das Paar hielt fest zusammen. "Oft kommen ja auch noch so Schuldgedanken dazu. Meinem Mann fiel es zum Beispiel nicht leicht, dass ich mir so viele Hormone spritzen musste, aber da kann ja niemand etwas dafür", sagt Sarah Plack.

Der erste Versuch der künstlichen Befruchtung scheiterte. "Die erste ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion, Befruchtung der Eizelle außerhalb des Körpers der Frau, Anm. d. Red.) war so schlecht, dass es nicht mal einen Transfer gab", erinnert sich die 32-Jährige. "Die zweite ICSI war etwas besser, aber auch nicht erfolgreich. Bei der dritten gab es nun eine normale Anzahl Eizellen, die auch gut befruchtbar waren. Ich habe mir zwei einsetzen lassen, und hatte ein paar Tage später einen positiven Bluttest." Endlich hat die Berlinerin echte Hoffnung auf ein Baby. 

Endlich echte Hoffnung 

Aber nach all den Erfahrungen durchlebt die Berlinerin nun ein Wechselbad der Gefühle. "Ich schwanke zwischen Angst und Hoffnung. Man ist nicht mehr ganz so himmelhochjauchzend, die Angst ist da." Dennoch machte Sarah diesen ersten Erfolg direkt öffentlich, auch auf ihrem Blog, den sie inzwischen hauptberuflich betreibt. "Ich find's einen großen Fehler, dass Frauen geraten wird, eine Schwangerschaft solange geheim zu halten. Ich habe es schon beim ersten Mal erzählt, und so hatte ich Gesprächspartner. Mir hat wahnsinnig geholfen, mich mit anderen auszutauschen."  

Außerdem ist durch die Regel, eine Schwangerschaft erst im dritten Monat zu verkünden, wenn eine Fehlgeburt unwahrscheinlicher geworden ist, vielen Frauen gar nicht klar, wie häufig frühe Fehlgeburten wirklich sind – und dass sie damit keineswegs allein sind, wenn es ihnen passiert. Es spricht bloß niemand darüber. Das möchte Sarah Plack nun ändern, auch mithilfe ihres Blogs. "Ich habe medizinisches Wissen und persönliche Erfahrung, und kann vielleicht auf meine eigene Weise etwas bewegen", sagt sie. 

Bewerbung als Miss Germany 

Und noch eine andere, etwas ungewöhnliche Plattform möchte sie für ihre Botschaft nutzen: Sarah kandidiert aktuell für den Titel der Miss Germany. "Ich habe einen Aufruf von Karo Kauer auf Instagram gesehen und erfahren, dass es in diesem Jahr ein ganz anderes Konzept gibt. Und ich dachte mir: Ein Thema und eine Mission hab ich", sagt die 32-Jährige. "Das ist eine tolle Plattform. Ich dachte allerdings anfangs, die wollen nur ein bisschen Tierschutz und Umweltschutz, aber inzwischen sehe ich: Die scheuen sich nicht vor Tabuthemen." 

Sie ist froh, sich beworben zu haben: "Miss Germany passt verblüffend gut zu mir. Man erreicht so ganz viele Menschen. Ich denke, ich kann ganz gut über dieses Thema sprechen – weil ich einen wissenschaftlichen Hintergrund habe und selbst betroffen bin. Mir ist natürlich klar, dass viele Frauen noch viel länger dabei sind." Sie sagt: "Am wichtigsten ist mir, dass wir anfangen, drüber zu reden." Und sie hat einen Rat für alle, die Betroffene unterstützen wollen: "Stellt Fragen, statt Aussagen zu treffen – man tritt da so schnell in schlimme Fettnäpfchen. Ich habe sehr viele gut gemeinte, aber nicht gut gemachte Ratschläge bekommen."

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