muenchen Brückenbauer ins Berufsleben

Sich selbst das Gehalt erhöhen, den Dienstwagen bewilligen oder das Weihnachtsgeld streichen.

Sich selbst das Gehalt erhöhen, den Dienstwagen bewilligen oder das Weihnachtsgeld streichen.

Kurz: Sein eigener Chef sein. Viele Studenten träumen von der Selbständigkeit. Nur wenige verwirklichen diesen Traum, und noch weniger haben Erfolg. Vier Studenten aus München haben sich davon nicht beeindrucken lassen:

»Studentenclique nannte man uns damals« grinst Jens Wittenberger, Gründungsmitglied der Job-Börse, »heute heißen wir Start-Up.« Gestartet haben sie ihre Jobvermittlung im Hinterzimmer eines Friseurladens. Nur mit einer Idee und eigenem Kapital bewaffnet, trat das Team vor zwei Jahren den Weg in die Selbständigkeit an. Trotz Studium. Plötzlich hieß es: 60 Stundenwoche, Wochenend- und Nachtarbeit. »Die Doppelbelastung war hart, mehr als zwei Jahre sollte dieser Zustand im Sinne der Gesundheit nicht dauern«, erklärt Wittenberger. Am schwierigsten sei das »Switchen« zwischen Studium und Beruf gewesen. Nur im Team habe man das durchstehen können. Neben der körperlichen Belastung gab es noch andere Fallstricke: Staatliche Fördermittel waren schwer zu bekommen und Informationen für einen Unternehmensstart spärlich gesät. Trotzdem: Die Job-Börse ist heute schuldenfrei, schreibt, laut Wittenberger, »schöne schwarze Zahlen« und den Studienabschluss haben fast alle Gründungsmitglieder schon in der Tasche. Der Erfolg liegt in der Bescheidenheit. Ziel war eben nicht der schnelle Börsengang, sondern eine solide, gewinnbringende Firma: »Nicht jedes Unternehmen sollte unter dem Aspekt der Marktführerschaft gegründet werden«, so Wittenberger.

»Hier bin ich«

Die Philosophie der Job-Börse ist einfach: Eine Brücke zwischen Hochschule und Wirtschaft will man sein, spezialisiert auf Vermittlung von qualifizierten Nebenjobs während des Studiums. Sowohl Firmen als auch Studenten können hier den Partner fürs Berufsleben suchen (lassen). Die Bewerber sollten Teamfähigkeit besitzen, eine schnelle Auffassungsgabe, EDV-Kenntnisse und die Fähigkeit sich immer wieder für eine Sache motivieren zu können. Das wichtigste sei aber nach wie vor, bereits während der Ausbildung Kontakte zu knüpfen und dort zu arbeiten, wo man später auch hinwolle: »Nach dem Studium zu sagen: ?Hier bin ich', ist die falsche Einstellung«, warnt Wittenberger.

Das Geschäft mit den Jobs scheint gut zu laufen. Die Job-Börse vermittelt nach eigenen Angaben ungefähr 70 Leute täglich. Auch das Onlineangebot wird fleißig genutzt. Hier kann man sein Qualifikationsprofil eintragen, sich auf Jobangebote bewerben oder als Unternehmen Anzeigen schalten. 11.000 Bewerber sind im Moment in der Kartei. Dem gegenüber stehen rund 3.000 Firmen wie Burda, Siemens oder Viag Interkom. Wer es gerne ein bisschen abgedrehter haben will - kein Problem: Einmal als Kuscheltier verkleidet Werbepostkarten verteilen, als Dolmetscher für arabische Scheichs fungieren oder Weihnachtsmann spielen. Alles im Angebot. Na, dann: Frohes Schaffen. (cw)

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