Die abfälligen Äußerungen seines republikanischen Kontrahenten Mitt Romney über einkommensschwache Bürger hat US-Präsident Barack Obama zurückgewiesen.
Es sei falsch, dass insbesondere seine Wähler von der Regierung verlangten, für sie zu sorgen, sagte Obama am Dienstag in der Sendung des Satirikers David Letterman. "Es gibt nicht viele Menschen, die denken, sie hätten Anspruch auf irgendetwas", meinte der Präsident.
Vor Kurzem wurde ein heimlich angefertigtes Video veröffentlicht, das Mitt Romney bei einer Wahlkampfveranstaltung zeigt. Sein Wahlkampf nicht darauf ausgerichtet sei, jene "47 Prozent" der Leute anzusprechen, die Obama wählten, sagte der Kandidat der Republikaner bei der Veranstaltung. Weiter charakterisierte er diese 47 Prozent als Sozialschmarotzer, die Gesundheitsfürsorge, Essen und Unterkunft vom Staat einforderten und keine Einkommensteuer zahlen würden.
Romney verteidigt seine Äußerungen bei Fox
Der Clip hatte für großen Wirbel gesorgt und den Herausforderer bei der Wahl am 6. November in Erklärungsnot gebracht. Obama bezeichnete es als Fehler, einen großen Teil der Bevölkerung abzuschreiben. "Als Präsident repräsentiert man das gesamte Land. Wenn man Präsident sein will, muss man für jeden arbeiten", sagte der Amtsinhaber in Lettermans "Late Show".
Romney verteidigte seine Kommentare. Sie verdeutlichten, dass er an die freie Marktwirtschaft glaube statt an die Großzügigkeit des Staates, sagte er in einem Interview des TV-Senders Fox News. Der Präsident dagegen stehe für eine Umverteilung des Wohlstands. "Ich glaube, eine Gesellschaft, in der der Staat eine immer größere Rolle spielt, verteilt Geld um - und das ist der falsche Weg für Amerika", sagte er.
Zu seiner Kritik, dass 47 Prozent der Wähler keine Einkommenssteuer zahlen würden, erklärte er: "Ich glaube, die Menschen würden gern Steuern zahlen." Das sei ein Zeichen, dass es einem finanziell gut genug gehe. Obamas Wahlkampflager hatte Romney vorgeworfen, mit seinen Äußerungen die Hälfte der Bevölkerung beleidigt und "abgeschrieben" zu haben.
Enkel von Jimmy Carter machte das Video populär
Teile des Mitschnitts eines privaten Empfangs für reiche Romney-Wahlspender im Mai waren dem linksgerichteten Magazin "Mother Jones" zugespielt worden. Es stellte am Dienstag das gesamte Video ins Internet und mittlerweile auch ein vollständiges Transkript der Rede Romneys.
Nach einem Bericht des TV-Senders NBC war der Enkel des demokratischen Ex-Präsidenten Jimmy Carter an der Veröffentlichung beteiligt. Er habe einen Ausschnitt davon auf der Videoplattform YouTube gesehen und den Urheber kontaktiert, sagte James Carter IV. Dann habe er als Mittelsmann zwischen dem Videobesitzer und einem Journalisten des Magazins fungiert.