Nur wenige Tage nach der Lockerung des inoffiziellen Dresscodes im US-Senat hat die Kongresskammer eine Resolution verabschiedet, die den Senatoren Geschäftskleidung vorschreibt. Laut der formellen Kleiderordnung, die parteiübergreifend eingebracht und einstimmig verabschiedet wurde, müssen Männer ein Jackett, lange Hosen und eine Krawatte tragen, wenn sie sich im Plenarsaal aufhalten. Für Frauen gibt es keine besonderen Anforderungen.
Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, hatte vor einer Woche erklärt, die Mitarbeiter des Sergeant-at-Arms – die offizielle Protokollpolizei der Kongresskammer – würden nicht länger für die Einhaltung einer Kleiderordnung sorgen. Ab sofort könnten die Senatorinnen und Senatoren wählen, wie sie sich im Senat kleiden. Schumer stellte dabei klar: "Ich werde weiterhin einen Anzug tragen."
Abschaffung des Dresscodes sorgte im Senat für Empörung
Hintergrund der Entscheidung war der Einzug von John Fetterman in den Senat, auch wenn Schumer dessen Namen nicht explizit erwähnte. Fetterman vertritt seit Januar den Bundesstaat Pennsylvania in Washington und trägt dabei meist sein übliches Outfit aus kurzer Hose, Turnschuhen und Kapuzenpulli. Der 54-Jährige stimmte deshalb bislang oft von Türschwellen aus ab oder steckte nur seinen Kopf in den Plenarsaal. Zu Ausschusssitzungen trug er Anzüge.
Viele vor allem republikanische Senatorinnen und Senatoren hatten empört auf Schumers Regeländerung reagiert, weil sie die Würde der Kammer verletzt sahen. Der demokratische Senator Joe Manchin und sein republikanischer Kollege Mitt Romney hatten deshalb die Resolution zur Festschreibung einer Kleiderordnung eingebracht.
"Seit 234 Jahren ist jeder Senator, der die Ehre hatte, in diesem angesehenen Gremium zu dienen, davon ausgegangen, dass es einige grundlegende schriftliche Regeln für Anstand, Verhalten und Höflichkeit gibt, darunter eine Kleiderordnung", erklärte Manchin den Vorstoß. "Wir dachten, dass es vielleicht an der Zeit ist, endlich etwas zu kodifizieren, was 234 Jahre lang als Regel galt."

Romney betonte, das Kapitol der Vereinigten Staaten sei mehr als nur ein Arbeitsplatz. "Es ist ein Symbol für Freiheit und Demokratie in der Welt. [...] Als Senatoren sollten wir der Institution, der wir dienen, ein hohes Maß an Ehrfurcht entgegenbringen — und unsere Kleidung ist einer der grundlegendsten Ausdrücke dieses Respekts."
Kleider machen Leute: Das tragen die Deutschen wirklich drunter

Fetterman hatte bereits vor der Verabschiedung des Dresscodes erklärt, er werde seine neue Freiheit sparsam einsetzen und bei Abstimmungen im Senat Geschäftskleidung tragen. Schumer dankte ihm im Plenum für sein Entgegenkommen: "Obwohl wir noch nie eine offizielle Kleiderordnung hatten, haben uns die Ereignisse der letzten Woche das Gefühl gegeben, dass die Einführung einer Kleiderordnung der richtige Weg ist", sagte der Mehrheitsführer. "Ich schätze es sehr, dass Senator Fetterman mit mir zusammengearbeitet hat, um zu einer Einigung zu kommen, die wir alle akzeptabel finden."
Quellen: "USA Today", CNN, CBS News