Münchner Mediziner erhält Bio Future Preis
Der Münchner Immunologe Dr. Christoph Klein (33) , tätig an der medizinischen Fakultät der LMU München, erhält den mit drei Millionen Mark dotierten »Bio Future Preis« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Der Preis wird jedes Jahr an sechs hervorragende Forscher unter 39 Jahren verliehen.
stern.de:
Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des »Bio Future Preises 2001«. Wie werden Sie das Preisgeld von drei Millionen Mark einsetzen?
Dr. Klein:
Wir haben den Preis für ein Forschungsvorhaben erhalten, das wir in den nächsten fünf Jahren durchführen wollen. Einfach ausgedrückt, geht es darum, die Eigenschaften von Tumorzellen zu identifizieren, aus denen Metastasen werden. Wir untersuchen also Patienten, bei denen ein Tumor bereits erfolgreich entfernt wurde. Bei 10 bis 30 Prozent dieser Patienten kommt es nach der Operation zu einer Metastasenbildung in Knochen, Gehirn oder anderen Organen. Bis jetzt können wir diese Metastasen nur mit Medikamenten behandeln, deren Wirksamkeit sehr umstritten ist. Mit unserer Forschung wollen wir in den nächsten fünf Jahren die Grundlage dafür schaffen, dass Metastasen schon in ihrem Frühstadium erkannt und behandelt werden können.
stern.de:
Mit dem Geld finanzieren Sie unter anderem ihre Mitarbeiter. Steht das Team für ihr Vorhaben schon?
Dr. Klein:
Leider noch nicht. Zur Zeit haben wir sehr große Nachwuchssorgen. Durch die große Konkurrenz von Biotechfirmen ist es im Bereich der Biowissenschaften schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen. Unter anderem suchen wir noch dringend einen Bioinformatiker, der mit großen Datenmengen umgehen kann. Aber vielleicht hilft uns der Preis ein bißchen.
stern.de:
Oft ist von einem »brain drain« die Rede, also davon, dass junge Wissenschaftler ihr Glück eher im Ausland suchen. Wie sehen sie die Bedingungen für Nachwuchswissenschaftler am Forschungsstandort Deutschland?
Dr. Klein:
Also, was mich und meine Projektgruppe angeht, sind die Bedingungen in München sehr gut. Einmal erhalten wir die Förderung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, zum anderen stellt uns die Universität ihre Einrichtungen zur Verfügung. Aber ich sehe es schon als Problem an deutschen Unis, dass der Lehrstuhlinhaber, also der etablierte Professor sehr viel Macht hat. Wenn der Chef einen blockieren will, dann kann er das jederzeit tun.
stern.de:
Sind Programme wie der »Bio Future Preis« notwendig, damit junge Wissenschaftler eigenständig arbeiten können?
Dr. Klein:
Mit dem Preis kann man auf jeden Fall unabhängig forschen, denn er geht nicht an eine bestimmte Uni, sondern wird für das Projekt selbst verliehen. Damit könnte ich an jeder anderen deutschen Uni forschen.
stern.de:
Was halten Sie von den Plänen der Bundesregierung, eine Juniorprofessur einzuführen?
Dr. Klein:
Grundsätzlich befürworte ich jede Maßnahme, die dazu beiträgt, dass junge Forscher eigenständig arbeiten können. Konkurrenz ist auch für die Wissenschaft sehr wichtig.
Das Interview führte Nina Schönmeier.