PORTRÄT JONATHAN WENDEL: SPIELER

Egal, wo Jonathan Wendel sich an den Computer setzt und die Maus in die Hand nimmt, er fühlt sich, als ob er zu Haus wäre.

Egal, wo Jonathan Wendel sich an den Computer setzt und die Maus in die Hand nimmt, er fühlt sich, als ob er zu Haus wäre. In einem recht vollen Haus allerdings, einem, in dem Hunderte von Fans jede seiner Bewegungen auf großen Monitoren beobachten - und die seines Gegners an einem anderen Computer, ein Gegner, der nur auf eine Gelegenheit lauert, ihn virtuell zu Kleinholz zu verarbeiten.

Jonathan ist einer der Superstars unter den Computerspielern, er ist einer der wenigen auf der Welt, die es zum Profi gebracht haben und mit ihrem Hobby für ihren Lebensunterhalt sorgen. »Natürlich wird das Spiel manchmal zur Arbeit«, sagt Jonathan. »Aber ich verdiene mein Geld immer noch mit etwas, das mir Spaß macht!«

Seit seinem fünften Lebensjahr beschäftigt sich der 20-Jährige mit Computerspielen, doch erst in der Pubertät begann er, ernsthaft zu trainieren. »Meine Mutter fand das alles nicht so gut«, sagt er. » Und ich habe auch eine Menge anderer Dinge gemacht - zum Beispiel war ich in einer Tennismannschaft - aber meine wahre Leidenschaft galt immer dem Rechner.« Früher spielte Jonathan noch über ein Modem, das ein Spiel langsamer machte. Diese Einschränkung, sagt er, habe dazu geführt, dass er heute intelligenter und strategischer vorgehe.

Den ersten Schritt zum Profi machte er 1999, als er nach Dallas zu einem Turnier mit dem Ballerspiel »Quake 3« fuhr. Er war fest entschlossen, gut abzuschneiden, schon allein, um die Bedenken seines Vaters, bei dem er damals lebte, zu zerstreuen. »Wir schlossen einen Deal«, sagt Jonathan. »Wenn ich Geld gewinne, mache ich weiter. Wenn nicht, gehe ich aufs College.« Er wurde Dritter, gewann 4000 Dollar und beschloss der beste Spieler der Welt zu werden, in andere Länder zu reisen und auch dort Turniere zu spielen.

Auf Siegerlisten von Europa bis Australien

Dieses Ziel hat er erreicht. »Fatality«, Jonathans Kampfname, erschien bislang auf Siegerlisten von Europa bis Australien, auch in Düsseldorf und Köln ist er bereits angetreten. Ein Ende von Jonathans Karriere als Spieler ist noch lange nicht in Sicht, obwohl er sich schon Gedanken über seine Zukunft macht. Er bastelt an einer Website, auf der er Computerzubehör unter seinem Namen anbieten will. Und er plant »Counter Strike« in sein Repertoire aufzunehmen, ein bei den Profis ebenso beliebtes Action-Spiel wie »Quake«. Um sich darauf vorzubereiten, sitzt er stundenlang vor dem Bildschirm und übt Züge, die ihn zum Gewinner machen sollen. »Wenn du einen professionellen Standard erreichen willst«, sagt er, »brauchst du viel Zeit.« Immer wieder schult Jonathan deshalb Timing, Reflexe und Durchhaltevermögen. Er weiß: »Wenn ich die Konzentration nur für einen Moment verliere, dann verliere ich das Spiel.«

1982

Jonathan Wendel wird in Kansas City, Missouri, geboren.

1987

Mit einer Nintendo-Konsole spielt er sein erstes Videogame.

1999

Unter seinem Kampfnamen »Fatality« versucht sich Jonathan beim Turnier »Fag 3« erstmals als Profi. Er wird Dritter und gewinnt 4.000 Dollar.

2000

Mit Preisgeldern und Zuwendungen von Sponsoren bringt Jonathan es auf ein Jahreseinkommen von 100.000 Dollar.

2002

Er beginnt, »Counter Strike« zu trainieren.

Timothy J. Gibbons, 27, hat noch nie Geld mit Videospielen verdient. Nur einmal bekam er fünf Dollar, von seinem Bruder, damit der an den Computer konnte.

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