Tagesgeld Legale Lockmittel

Einige Banken zahlen drei Prozent für kurzfristig angelegtes Geld. Ein unschlagbares Angebot? Nur auf den ersten Blick.

Es gibt Leute, die glauben, sie seien cleverer, als die Bank erlaubt. Nach dem Motto "Bloß kein Geld verschenken" jagen sie den besten Zinsangeboten für Tagesgeld nach. Heute Diba, morgen Dresdner, übermorgen vielleicht Commerzbank. Jede Bank oder Sparkasse bietet einen Parkplatz für Geld, das kurzfristig angelegt werden soll. Im Extremfall für einen Tag. Die Höhe des Zinses richtet sich unter anderem nach dem so genannten Leitzins, den die Europäische Zentralbank festlegt - aktuell drei Prozent.

Rund 200 Milliarden Euro haben die Deutschen auf solchen Tagesgeldkonten deponiert. Das meiste (50 Milliarden Euro) liegt beim Marktführer Diba-Bank. Sie bietet aktuell 2,5 Prozent. Eine feststehende Nummer zwei gibt es nicht - das Geld ist zu flüchtig.

Lockmittel für liquide Kundschaft

Für die Banken sind Tagesgeldkonten eigentlich kein gutes Geschäft. Es fallen - anders als etwa bei Aktien oder Fonds - keine Provisionen an. Am Ende lohnt sich der Aufwand natürlich doch. Denn Tagesgeld lockt liquide Kundschaft an. Und genau das ist dann auch der Grund, warum ausgerechnet die Zinsjäger den Banken regelrecht auf den Leim gehen.

Vor sieben Jahren hat die Diba den Wettbewerb, die Jagd auf das schnelle, gleichwohl sicher angelegte Geld eröffnet. Und sie hat damit erreicht, was alle anderen auch wollen: provisions- und gebührenbringende Folgegeschäfte. Heute ist die Diba, die ihren Satz ab September auf 2,65 Prozent erhöhen will, nicht mehr Jäger, sondern wird gejagt.

Die Dresdner Bank etwa bietet drei Prozent Zins für Sparer, die "neues Geld" mitbringen. Den Satz gibt es garantiert für sechs Monate, unterm Strich sind es also nur 1,5 Prozent. Immer noch mehr, als Dresdner-Altkunden für "altes" Tagesgeld erhalten: maximal 1,1 Prozent. Die "Beraterbank" macht auch keinen Hehl daraus, dass sie das frische Geld viel lieber anders anlegen würde. Zum Beispiel in Fonds oder Zertifikate. Bei der Onlinebank Cortal Consors gehört zum Tagesgeldkonto für Neukundschaft (3,3 Prozent Zins) gleich ein Konto zum Wertpapiergeschäftemachen dazu. Altkunden gönnt Cortal nur 2,6 Prozent für Tagesgeld. Die Postbank vergibt drei Prozent nur an Neukunden, die mindestens 25.000 Euro dabeihaben und auch ein Girokonto eröffnen.

Sinkende Zinsen nach Garantie-Zeit

Die Strategen bei der Dresdner setzen auf einen weiteren Effekt. Die Bank wurde vor fünf Jahren vom Versicherungskonzern Allianz geschluckt. Haben die neuen Tagesgeldler erst mal Name, Anschrift und Telefon zu Protokoll gegeben, könnte sich der Allianz-Vertreter melden, um noch eben zu prüfen, ob in Sachen Versicherungen alles okay ist - was aus seiner Sicht fast nie der Fall sein dürfte.

Und was passiert, wenn Kunden auf stur schalten, einfach alle "Anlageideen für ihr Geld" ablehnen? Dann wird ihr Tagesgeldzins sinken. Nicht zu schnell und nicht zu drastisch für den Anfang. Aber nach Ablauf der "Garantie-Zeit" ziemlich sicher.

Übrigens: Alle, die keine Zeit und keine Lust zum Zinshoppen haben, seien hiermit beruhigt. Das Wechselspiel bringt nicht viel. Rechnet man pro Kontowechsel nur eine Stunde Zeitaufwand (gleich zehn Euro) plus je sechs unverzinste Tage, zeigt sich: Wer seit Anfang 1999 mit 10.000 Euro stets auf das höchste Zinsangebot gesprungen ist, verbucht bis August dieses Jahres ganze 170 Euro mehr als Anleger, die im gleichen Zeitraum beim Tagesgeld-Angebot der Diba geblieben sind.

Den ganz Cleveren sei noch gesagt: Ausländische Anbieter wie Demir, Deniz & Co können auch deshalb ein paar Zehntel mehr bieten, weil sie nicht in die deutsche Einlagensicherung einzahlen. Im Falle einer Pleite sind nur 20.000 Euro abgesichert. Was mehr auf dem Konto liegt, ist futsch. Über den Tag hinaus.

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Frank Donovitz / Joachim Reuter

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