Der Verhaltensforscher Paul Dolan sagt: Unverheiratete Frauen ohne Kinder seien am glücklichsten. Ein Forscher hat seine Thesen nun auf Twitter zerpflückt.
Ende Januar veröffentlichte der britische Verhaltensforscher Paul Dolan sein neues Buch "Happy Ever After", in dem er die These aufstellte, dass unverheiratete Frauen ohne Kinder glücklicher als verheiratete Frauen mit Kindern seien. Laut Dolan würden sie die glücklichste Bevölkerungsgruppe bilden. Damit widersprach er überraschend der bisher in der Wissenschaft geltenden These, verheiratete Menschen seien allgemein glücklicher. Darüber berichteten neben vielen anderen Medien der "Guardian" und auch der stern, nachdem er in Interviews seine Argumente bekräftigt hatte.
Dolans These war offenbar zu provokant, um wahr zu sein. Nun hält ein renommierter Forscher, Gray Kimbrough von der American University’s School of Public Affairs, dagegen. Er hat die Kernaussagen des Verhaltensforschers eine nach der anderen auf Twitter zerpflückt. Kimbrough beschäftigte sich ebenfalls mit den Daten des American Time Use Survey (ATUS), die Dolan für seine Thesen nutzte, und kommt zu ganz anderen Ergebnissen.
Daten zeigen: Verheiratete Frauen mit Kindern sind glücklicher
Zunächst einmal deckte Kimbrough einen Fehler Dolans auf: Dolan hatte verkündet, verheiratete Menschen behaupteten nur dann glücklicher zu sein als andere, wenn ihr Ehepartner im Raum sei. Wenn der Ehepartner nicht anwesend sei, gehe es ihnen "verdammt schlecht".
Kimbrough fiel jedoch auf, dass der Forscher eine Kategorie der Umfrage falsch verstanden hatte. Sie lautet "Spouse absent", also "Ehepartner abwesend". Dolan schloss daraus, dass Menschen glücklich sind, wenn ihr Ehepartner nicht im Raum ist. Dabei war damit laut Kimbrough gemeint, dass die Befragten zwar noch verheiratet sind, aber nicht mehr im selben Haushalt leben.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">These are the values that the marital status variable takes. When I calculate mean "happiness" values over these, they roughly line up with the book figure. So it isn't measuring a spouse's presence for the interview, or even for any activities--just presence *in the household*. <a href="https://t.co/nKyebGpwEi">pic.twitter.com/nKyebGpwEi</a></p>— Gray Kimbrough (@graykimbrough) <a href="https://twitter.com/graykimbrough/status/1133470524275875840?ref_src=twsrc%5Etfw">May 28, 2019</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Aber auch die anderen Daten, die Kimbrough herausgesucht und noch einmal getwittert hat, zeigen, dass Dolan mit seinen Gesamtaussagen falsch lag: Verheiratete Frauen mit Kindern scheinen glücklicher zu sein als unverheiratete Frauen ohne Kinder.
Das Gefühl der Woche – der Psychologie-Newsletter
Unser neuer Newsletter erklärt die Welt der Emotionen. Wie wir sie nutzen, genießen, beherrschen können – und damit uns selbst, die anderen und die Welt besser verstehen. Wissen ist Macht. Fühlen ist mächtiger! Hier geht es zur Registrierung.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">Next, the claim that “healthiest and happiest population subgroup are women who never married or had children.” The ATUS lacks data on *ever* having children, but I can compare never/ever married with and without children in the household. This doesn’t back up his claim. 8/ <a href="https://t.co/wt1Q8fVQru">pic.twitter.com/wt1Q8fVQru</a></p>— Gray Kimbrough (@graykimbrough) <a href="https://twitter.com/graykimbrough/status/1134845684526583813?ref_src=twsrc%5Etfw">June 1, 2019</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hatten wir uns auf die Aussagen Dolans und seine Thesen gestützt. Wir haben den Text korrigiert.