Ein achtstündiger Arbeitstag neigt sich dem Ende entgegen und wie so oft kommt die Frage auf: Was gibt es zu essen? Die einen bevorzugen Abendbrot - eine Stulle belegt mit Käse, dazu einen Salat, vielleicht ein Süppchen. Andere sind ambitionierter, das Abendessen ist ihre einzig warme Mahlzeit am Tag, also muss gekocht werden - und das am besten schnell und gut.
Schon seit längerer Zeit gibt es die Trendwende, dass wieder häufiger gekocht wird. Gemeinsam mit Freunden und Familie wird die Küche zum sozialen Treffpunkt. Aber was soll man nun kochen - ohne dabei auf Fertiggerichte zurückzugreifen? Das Kochhaus bietet wechselnde Rezeptvorschläge an, alle nötigen Lebensmittel sind angeordnet. Wer in Berlin, Hamburg, Frankfurt, München, Münster und Regensburg zu Hause ist, kann in den begehbaren Kochbüchern einkaufen gehen.
Zutatenliste schreiben, einkaufen? Das war gestern
Eine andere Lösung bietet Jungunternehmer Christoph Zettler an: in Form von "Chris Kochtüte". Dort ist, wie sein Slogan lautet, alles drin. Der 32-Jährige verkauft seit vier Monaten Koch-Mischungen am U-Bahnhof Hoheluftbrücke in Hamburg. Jeden Morgen kündigt er sein Tagesgericht auf Facebook an, dabei lässt er sich auf dem Großmarkt inspirieren, oft ändert er bestimmte Zutaten noch einmal, wenn sie nicht frisch genug wirken. Eine Kochtüte für eine Person kostet zwischen 4,90 Euro und 5,90 Euro, für zwei Personen zwischen 7,90 Euro und 8,90 Euro inklusive Rezept. Für alle, die keine Lust haben, über das Abendessen nachzudenken und dann noch einkaufen zu gehen.
Dabei kocht er jedes Gericht probeweise vor, denn er ist ambitionierter Hobbykoch. Ursprünglich arbeitete er in einem Finanz-Startup. "Nach Feierabend habe ich mich oft gefragt, was ich kochen soll. Die Lösung biete ich jetzt meinen Kunden an." Er startete mit fünf Kochtüten, nun sind es bereits 20 und eine Stammkundschaft hat er auch schon. Drin ist, was Zettler selbst schmeckt. Er ist gebürtiger Allgäuer, Kässpätzle und Maultaschen gibt es genauso in Chris Kochtüte wie arabische Couscouspfanne mit Kohlrabi und Aprikose oder Avocado-Petersilien-Pasta mit Walnüssen. Die Rezepte stammen von seiner Mutter, aus dem Netz oder aus Kochzeitschriften.
Zurück an den eigenen Herd
Aber Christoph Zettler ist nicht der einzige, der unseren Kochhorizont revolutionieren möchte. Startups wie Kochzauber, KommtEssen, HelloFresh und Marley Spoon bieten online Sets zum Selbstkochen an. Als wöchentliche oder monatliche Abos oder zum einmaligen Bestellen von Rezepten und den dazugehörigen Zutaten.
Natürlich begünstigt die hektische Zeit, in der wir leben, den Boom dieser frischen Lebensmittellieferanten und Kochtütenanbieter. Sich Zeit zu nehmen, für ein gutes Essen, endete früher oft im Besuch einer Fast-Food-Kette. Schnell, billig und bequem musste es sein. Heute möchte der Verbraucher wieder zurück zur Qualität und an den eigenen Herd - und im besten Falle "fast" und "good" essen. Das ist vor allem eine Reaktion darauf, dass der Verbraucher das Vertrauen in die Nahrungsmittelindustrie verloren hat - nach unzähligen Lebensmittelskandalen. So schreibt es zumindest Hanni Rützler in ihrem Food-Report 2015. Kochen und Selbermachen liegt endlich wieder im Trend - und das ist auch gut so.