Beliebtes Heißgetränk Warum unser Glühwein gar nicht so deutsch ist, wie wir denken

Glühwein
Glühwein, typisch deutsch?
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Glühwein gehört zu unserer Weihnachtszeit wie Lebkuchen und Christbaumkugeln. Doch das beliebte Heißgetränk hat überraschende Wurzeln – und die liegen nicht in Deutschland.

Fast jeder vierte Deutsche hat dieses Jahr bereits zugeschlagen: Laut aktuellen Zahlen haben 24 Prozent der Bundesbürger und -bürgerinnen Anfang Dezember 2024 ihren ersten Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt getrunken. Doch während wir das Getränk als typisch deutsche Weihnachtstradition feiern, zeigt ein Blick in die Geschichte: Unser beliebter Winterwärmer hat internationale Wurzeln. 

Glühwein: Von der römischen Kälte in deutsche Tassen

Die Ursprünge unseres Nationalgetränks der Weihnachtszeit liegen überraschenderweise im Süden Europas. Die Römer waren die ersten, die Wein systematisch mit Gewürzen veredelten. Ihr "Conditum Paradoxum", ein mit Honig gesüßter und gewürzter Wein, legte den Grundstein für unseren heutigen Glühwein – auch wenn sie ihr Getränk noch kalt genossen.

Erst viele Jahrhunderte später wurde aus der mediterranen Erfindung eine deutsche Tradition. Das älteste überlieferte Rezept Mitteldeutschlands stammt vom 11. Dezember 1834 von August Josef Ludwig von Wackerbarth. Er war es, der die römische Idee des gewürzten Weins mit der deutschen Vorliebe für wärmende Getränke verband. Den eigentlichen Durchbruch schaffte aber erst ein findiger Geschäftsmann aus Augsburg: Rudolf Kunzmann hatte 1956 die zündende Idee, gewürzten und gesüßten Rotwein in Flaschen zu verkaufen. Damit legte er den Grundstein für den Glühwein-Boom, wie wir ihn heute kennen.

Wer durch Deutschland reist, merkt schnell: Glühwein ist nicht gleich Glühwein. Während im Süden traditionell der rote dominiert, wagen sich die Norddeutschen gerne an die weiße Variante. Und heute? Da erobern Bio-Glühweine und alkoholfreie Alternativen die Märkte.

Strenge Regeln für den heißen Genuss

Was viele Glühweinfans nicht wissen: Ihr Lieblingsgetränk ist streng reglementiert. Die EU wacht mit Argusaugen darüber, was sich "Glühwein" nennen darf. Erlaubt sind nur Rot- oder Weißwein, verfeinert mit klassischen Gewürzen wie Zimt, Nelken und Zitrusfrüchten. Künstliche Aromen? Fehlanzeige!

Heute gilt Glühwein als Inbegriff deutscher Weihnachtsmarkttradition. Dass wir diesen Status einer römischen Erfindung, deutschen Aristokraten und einem findigen Augsburger Geschäftsmann verdanken, macht das Getränk zu einem echten europäischen Kulturerbe – auch wenn wir es längst als "typisch deutsch" adoptiert haben.