Es ist der 12. Dezember 2018, als Polizei und Europol zu einer europaweiten Razzia ausschwärmen. Ihr Ziel ist eine Bande von Autoschiebern. Es geht um Betrug, Hehlerei, Bestechung. Auch in Berlin nehmen die Beamten einen Mann fest. Er heißt Rolf L. und ist von Beruf: Polizist.
Im Herbst 2020 verurteilte ein Gericht Rolf L. zu vier Jahren Haft, unter anderem wegen erwerbsmäßiger Hehlerei. Er verschob Luxusautos, fragte unerlaubt Daten von Polizeicomputern ab, es ging um insgesamt 120 Straftaten.
Knapp drei Jahre später, ein Bürogebäude in Berlin-Mitte. Rolf L., 51, ein muskelbepackter, braun gebrannter Mann mit festem Händedruck und Palm-Angels-Shirt, betritt den Raum. Er trifft den stern zum Exklusiv-Interview. Nachdem er sich knapp ein Jahr in U-Haft und anschließend 28 Monate auf freiem Fuß befand, verbüßt er nun seit zwei Jahren seine Strafe im Maßregelvollzug. Mittlerweile darf L. die Einrichtung tagsüber verlassen, seine Haftbedingungen wurden schrittweise gelockert. Um Punkt 21 Uhr muss er zurück sein. Er ist bester Laune, raucht Zigaretten, schwärmt von seinem Motorrad. Als L. dem Reporter schließlich an einem Tisch gegenübersitzt, ändert sich seine Stimmung. Er wirkt ernst und konzentriert. In diesem Gespräch soll es um Licht und Dunkelheit gehen und um die Frage: Wie konnte ein Polizist und Familienvater so tief fallen?
Herr L., ein Ex-Polizist genießt im Knast kein besonders hohes Ansehen.
Ich saß in der JVA Moabit in Untersuchungshaft. Das war katastrophal. Ich stand da und dachte: Mann, hier sind Leute, die sitzen seit zwei Jahren, die hast du selber im Görlitzer Park festgenommen.