Cannabis könnte am 1. April legal werden in Deutschland. Noch gibt es allerdings einigen Widerstand aus den Ländern. Der Bundesrat könnte das Gesetz noch bremsen, beschlossen hat es der Bundestag aber schon. Ein Plan von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, den die Suchtexpertin Vanessa Graßnickel "höflich gesagt, wahnsinnig im wahrsten Sinne des Wortes" findet. In der Talkshow von Markus Lanz findet sie deutliche Worte.
Sie könne "kein einziges gutes Argument für die Legalisierung finden", sagte Graßnickel in der Runde am Dienstagabend. Im Gespräch mit Moderator Markus Lanz rechnet die Suchtexpertin mit vielen der gängigen Argumente ab, die für die Legalisierung angeführt werden – zum Beispiel, dass Alkohol ebenfalls eine legale Droge sei. "Das kann ich nicht nachvollziehen", sagt Vanessa Graßnickel. "Das Leid, was alleine die Abhängigkeit von Alkohol nach sich zieht, muss ich nicht anreichern durch die nächste legale Droge." Die Idee, dass der Schwarzmarkt durch eine Legalisierung eingedämmt werde, sei aus ihrer Sicht naiv.
Sucht-Expertin bei "Markus Lanz": "Fünf Joints täglich?" – "wahnsinnig!"
Auf die Mengenangaben, die legal werden sollen, reagiert die Suchtexpertin entsetzt: "50 Gramm im Monat sind, habe ich ausgerechnet, 1,6 Gramm am Tag. Das sind fünf Joints täglich." Das sei wahnsinnig.
Mit einem Schwenk auf die Verharmlosung von Alkohol fragte Lanz nach der Scheinheiligkeit der Debatten um Suchtmittel in Deutschland. Gerade, wenn es um Alkohol geht, "haben wir als Gesellschaft ein Thema, bei dem wir uns weigern, es zu verhandeln", sagt Lanz.
"Frage mich wirklich, ob das der Verdummung der Gesellschaft nachhaltig dienen soll"
Aus Sicht der Sucht-Expertin sei das Thema aber ausreichend verhandelt worden – "aber mit einem Ergebnis, wo ich mich wirklich frage, ob das der Verdummung der Gesellschaft nachhaltig dienen soll".
Abhängigkeiten könne man nicht heilen, nur behandeln. "Wenn ich Menschen in die Abstinenz bringen möchte, brauche ich jeden Tag aufs Neue eine Motivation, nicht zu konsumieren." Durch die Cannabis-Legalisierung kommen nun noch eine sehr "leicht zugängliche Abhängigkeit" hinzu, befürchtet die Expertin.

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Ein Viertel der erwachsenen Konsumenten entwickelten einen "kritischen Konsum". Kritisch, das bedeute vielleicht noch keine Abhängigkeit, aber dass die Bewältigung des Alltags Schwierigkeiten bereitet.
Nicht jeder der kifft, werde psychotisch, aber "das ist vorher nicht zu wissen". Was den Konsum von Jugendlichen angeht, gebe es dramatische Studien: "Wenn Jugendliche zwischen 15 und 16 Jahren nur fünf Mal kiffen bis zum 30. Lebensjahr, haben sie ein dreifaches Risiko, eine Psychose zu bekommen", sagt Graßnickel. "Das sind Zahlen, die sind erdrückend."
Auch gegen das Argument, dass die geplante Cannabislegalisierung nicht für Jugendliche unter 18 Jahren gelte, lässt die Medizinerin nicht zu. "Das Problem ist doch, wie mit allen anderen Substanzen auch, der 18-Jährige holt’s und es wird dann weiter verteilt." Es sei viel leichter, an die Droge zu kommen, immer mit der Gefahr: "Ist die Droge bekannt, will ein Mensch auch mehr."
Quelle: ZDF