Drei Monate ist die Flutkatastrophe im Ahrtal her. Alexandra Tschida, Sängerin und Musikpädagogin, zeigt, wie ihr Haus in Ahrweiler heute aussieht, wie ihr Mann und ihre fünf Kinder leben – und wie sie sich trotz allem mit der Situation arrangiert haben.
Interview
Drei Monate nach der Flutkatastrophe "Man macht alles alleine": Fünffache Mutter zeigt, wie ihr Haus in Ahrweiler heute aussieht

Fast drei Monate ist es her, dass uns Alexandra Tschida zeigt, wie es in ihrem Haus nach der Flutkatastrophe in Ahrweiler aussieht:
Alexandra Tschida: „Hier kann man sehen, wie hoch das Wasser stand. Und so sieht es eigentlich überall aus. Hier der Flur. Das war einmal mein Musikzimmer. – auch da sieht man die Spuren des Wasssers.“
„Hier unser Esszimmer, die Scheibe fehlt, die ist weg, Man kann sehen, wie hoch das Wasser stand.“
„So mein Mann hatte eigentlich gerade die Küche renoviert … alles unbrauchbar, das muss man alles neu machen.“
Wir sprechen mit der fünffachen Mutter und Musikpädagogin erneut, um zu hören, wie es der Familie geht. Die meisten Aufräumarbeiten seien abgeschlossen, erzählt sie. Das Wasser steckt aber weiterhin in den Mauern, sodass sie ihre alten Zimmer noch nicht bewohnen können.
Alexandra Tschida: „Wir haben uns ein bisschen an den Zustand gewöhnt, das muss man ja auch sagen. Es ist von Vorteil, dass der Mensch so gestrickt ist – dass er sich an alles gewöhnt.“
Auch die Küche ist noch nicht wieder nutzbar. In einem Raum im Hinterhof der früher als Labor verwendet wurde, haben sich die Tschidas nun eine provisorische Küche eingerichtet.
„Also das war das Labor meines Mannes, hier kann man auch nochmal sehen, wie hoch das Wasser stand – bis da, wo der dreckige Teil ist. Dann haben wir hier einen neuen Kühlschrank, den haben wir geschenkt bekommen. Dann hier vom Metzger, der durfte seine Spüle nicht mehr benutzen, das ist ganz schön. Hier sind dann zwei Campingkocher, da drauf kochen wir dann.“
Die Küche gebe ihnen ein Stück Freiheit und Normalität zurück, erzählt Alexandra Tschida. Auf dem Markt in der Innenstadt verteile das Rote Kreuz weiterhin Lebensmittel, längst nicht alle Anwohner hätten die Möglichkeit zu kochen. Außerdem gäbe es immer noch keine Gasversorgung in Arhweiler – dadurch helfen sich alle mit Gasflaschen aus. Es sind viele Flaschen, die Familie Tschida und die Nachbarn brauchen, um warmes Wasser und den Herd in Betrieb nehmen zu können.
Alexandra Tschida: „Wir haben schon ein bisschen Panik, sag ich mal. Jetzt hat Ahrweiler die Flut überlebt, aber bald fliegt hier vielleicht alles in der Luft. Das ist nicht ganz ungefährlich.“
Bis Mitte November soll der Gasanschluss in den Häusern gelegt sein, so heißt es.
Von der Politik kam wenig – bis auf einige Politikerbesuche wie etwa von Bundespräsident Steinmeier vor einigen Wochen, berichtet Tschida. Man könne Hilfsgelder beantragen, aber für den Rest seien sie auf sich selbst und einige Helfer angewiesen.