Amtseinführung in Rom Papst ruft zum Schutz der Schwachen auf

Nun ist es offiziell: Papst Franziskus hat den Fischerring und das Pallium erhalten. In seiner Predigt sprach er von "Liebe und Zärtlichkeit" und von einer besonderen Aufgabe der Kirche.

Mit einem Gottesdienst vor 200.000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom hat neue Papst bei strahlendem Sonnenschein sein Amt als Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken angetreten. Wie bereits mehrmals seit der Wahl betonte er am Dienstag in seiner Predigt, Aufgabe der Kirche sei der Schutz der Armen und Schwachen. Die im Vergleich zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. schlichter gehaltene Zeremonie ließ Erwartungen aufkommen, der neue Papst könnte einen Wandel in der von Skandalen heimgesuchten Kirche einleiten.

Kirche bedeute, "Achtung zu haben vor jedem Geschöpf Gottes und vor der Umwelt, in der wir leben. Die Menschen zu schützen, sich um alle zu kümmern, um jeden Einzelnen, mit Liebe, besonders um die Kinder, die alten Menschen, um die, die schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand gedrängt werden", sagte Papst Franziskus . Den Papstnamen hatte der frühere argentinische Kardinal Jorge Bergoglio zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi gewählt, der für die Armut, die Einfachheit, die Barmherzigkeit und die Liebe zur Natur steht.

In seiner Predigt appellierte der Papst an die versammelten Politiker und Regierungsvertreter, darunter US-Vizepräsident Joe Biden, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner, "Hüter des anderen und der Natur" zu sein. "Erinnern wir uns daran, dass Hass, Neid und Hochmut das Leben verunreinigen. Hüter zu sein bedeutet also, über unsere Gefühle, über unser Herz zu wachen."

Fischerring und Pallium feierlich überreicht

Einem feierlichen Ritus folgend hatte er zuvor den traditionellen Fischerring und das Pallium, eine Art Schal erhalten. Den vergoldeten Silberring überreichte ihm Kardinalsdekan Angelo Sodano, den Wollschal bekam er von dem Protodiakon Jean-Louis Tauran umgelegt. Das Pallium hatte bereits Benedikt getragen. Die Überreichung der päpstlichen Insignien markiert den Beginn des Pontifikats. Stellvertretend für alle Kardinäle gelobten sechs Purpurträger anschließend Franziskus feierlich ihren Gehorsam.

Seit seiner Wahl am vergangenen Mittwoch hat Franziskus viel von dem barocken Pomp seines Vorgängers Benedikt abgelegt. Vor der Messe fuhr der in schlichtem Weiß gekleidete Papst in einem weißen Jeep und nicht in dem schusssicheren Papamobil über den Platz. Immer wieder hielt er an, um Gläubige zu grüßen, küsste Säuglinge und verließ einmal sogar das Fahrzeug, um einen Behinderten zu segnen. Der Gottesdienst selbst dauerte nur rund zwei Stunden - die Amtseinführung von Papst Benedikt 2005 hatte noch drei Stunden gedauert.

Ein Meer von Fahnen aus aller Welt und Spruchbändern war auf dem Platz vor dem Petersdom zu sehen, auf dem nach Angaben des Vatikans 150.000 bis 200.000 Menschen zusammenkamen. Dutzende Staatspräsidenten, Regierungschefs, hochrangige Vertreter der Königshäuser und anderer Kirchen sind zu seiner Amtseinführung nach Rom gereist.

"Er ist ein bescheidener Mann"

"Er ist ein einfacher, bescheidener Mann, er ist nicht so ein unantastbarer Papst, er wirkt wie jemand, der auch für normale Menschen zugänglich ist", sagte der 51-jährige argentinische Elektriker Cirigliano Valentin auf dem Petersplatz. Und Isaac Adroambe aus Uganda sagte: "Ich glaube, er wird seine Versprechen halten ... man kann jetzt schon erkennen, dass er ein bodenständiger Papst ist, der mit den Menschen in Kontakt tritt." Franziskus nimmt das Amt in einer für die Kirche schwierigen Zeit auf. Skandale über sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester und die Veröffentlichung geheimer Vatikan-Papiere über Korruption innerhalb der Kurie haben dem Ruf der Kirche schweren Schaden zugefügt.

Auch Franziskus selbst ist nicht unumstritten. So wird ihm vorgeworfen, in der Zeit der argentinischen Militärdiktatur 1976 bis 1983 nicht genug gegen die Verletzung von Menschenrechten unternommen zu haben. Damals wurden rund 30.000 linksgerichtete Regimegegner verschleppt und getötet. Der Vatikan hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

DPA · Reuters
ukl/AFP/DPA/Reuters