Lucy in London will einen Fotografiestudenten sponsern, Matt auf Bermuda investiert das Geld in eine Radiokampagne gegen Meeresverschmutzung. Lizzie in den USA will einen Elektrorollstuhl für eine Freundin umbauen lassen und Cynthia in Südafrika wird endlich die Ausbildung zur Sozialarbeiterin anfangen können.
All diese Menschen haben einen mysteriösen Mann getroffen: Nach Angaben auf seiner Webseite We are luckyist er großgewachsen. Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung "The Daily Telegraph" hängt ihm eine Kamera um den Hals und er hat einen Stapel ordentlich gedruckter Einladungskarten in der Hand. Seinen Namen will er nicht nennen, aber auf Twitter und Facebook kann jeder verfolgen, was Mr. Lucky tut: Er verschenkt Geld, ganze Bündel davon. Je 1000 Dollar in den USA, 1000 Pfund auf den Straßen von London und verschiedene Beträge in den Townships von Südafrika, in Indonesien und im südindischen Kerala. Mr. Lucky arbeitet laut seiner Webseite in der Versicherungsbranche: Das Geld, das er dort verdiene, sei mehr, als er jemals ausgeben könne im Leben.
Seinen Weg zum edlen Spender beschreibt er so: Vor ungefähr einem Jahr hatte er eine Reise ins Weltall gebucht. 400.000 Dollar kosteten ihn zwei Tickets. Schon seit der Grundschule habe er von der Schwerelosigkeit geträumt. Doch als er Freunden von seinem Vorhaben berichtete, erzählten die ihm von all den guten Dingen, die man eigentlich mit diesem Geld machen könnte.
Gutes tun und sich dabei gut fühlen
"Ich habe mich mehr und mehr geschämt, je klarer mir wurde, dass ich eine Summe, die Leben verändern kann, für ein im Grunde egoistisches und sinnloses Projekt herausschmeißen wollte", schreibt Mr. Lucky. "Einige Tage später stornierte ich die Tickets." Und dachte sich das Projekt "We are lucky" aus - Gutes tun und sich dabei gut fühlen.
Mr. Lucky begann, nach Gutmenschen zu suchen, die sein Geld für sinnvolle Dinge ausgeben sollten. Anfangs war es schwierig, völlig Fremde anzusprechen und ihnen Geld anzubieten. Doch wenn man die Geschichten liest von den Glücklichen, die Mr. Lucky beschenkt hat, dann merkt man schnell, dass sich der moderne Robin Hood auch selber beschenkt: mit einem Adrenalinstoß, wenn er jemanden anspricht. Und mit dem warmen Gefühl, immer wieder etwas Großartiges zu tun.
Mr. Lucky hat auch ein deutsches Pendant: Seit Anfang des Jahres tourt ein Unbekannter durch Braunschweig und hinterlegt bei karikativen Einrichtungen prall gefüllte Briefumschläge. Ihr Inhalt: Je 10.000 Euro. 20 Mal Organisationen haben sich bereits über seinen Besuch gefreut.
Die kleine Geldpsychologie der Nationen
Der geheimnisvolle Mr. Lucky weiß nun, dass Sahra in London jetzt ihren Master wieder anfangen kann, Kris wird einem Freund neues Computerequipment kaufen können, das diesem gestohlen wurde. Die Haushälterin Sannetjie in Südafrika wird endlich ihren Kühlschrank reparieren lassen können und sich vielleicht sogar mit einem kleinen Essensstand selbstständig machen.
Mr. Lucky sagte in einem Interview auf der Webseite good.is, Inder und Südafrikaner verwendeten das Geld für sich und ihre Familien, jeder dort kenne jemanden in großer Armut. In den USA könnten viele endlich ihre ausstehenden Arztrechnungen bezahlen und in Großbritannien geben die meisten das Geld an Hilfsorganisationen oder Freunde. Auf seiner Webseite erzählt er nur von einem einzigen Fall, in dem das Geld abhanden kam. Einem Koch in den USA wurde der Lucky-Umschlag von seiner Chefin abgenommen. Die sei bekannt für ihre Wettschulden. Was weiter geschah, weiß Mr. Lucky noch nicht. Er wartet auf Nachricht von Floyd, dem Koch.

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Glücksgefühle kann man mit keinem Geld der Welt kaufen
Bei seiner Robin-Hood-Reise rund um die Welt hat der Geldgeber ein Netzwerk aus guten Taten geflochten, verbunden durch seine Webseite. Er sagt, er wolle weitermachen. Hinweise, wo er gerade ist, finden sich auf seinem Twitteraccount.
Doch nicht alle Menschen, denen er Gutes tun will, melden sich zurück. Die Krankenschwestern auf der Pränatal-Station der Universitätsklinik UCLH in London haben seine Einladung "You are lucky" bis jetzt ignoriert. Mr. Lucky und seine Frau hatten nach einem Ultraschall dort die frohe Botschaft bekommen, dass ihr ungeborenes Kind doch nicht an der schweren Krankheit litt, die zuvor diagnostiziert worden war. Selbst für Mr. Lucky gilt: Die größten Glücksgefühle kann man mit keinem Geld der Welt kaufen.