Ausschreitungen in London Polizei weist Vorwürfe zurück

Nach der Trauerfeier für einen 29-Jährigen, der durch eine Polizeikugel gestorben war, erlebte London ein Wochenende der Straßenschlachten. Die Polizei weist jetzt Vorwürfe zurück, sie hätte nicht angemessen auf die Gewalt reagiert.

Nach dem Krawall-Wochenende in London wehrt sich die Polizei gegen Vorwürfe, nur unzureichend eingeschritten zu sein. "Wir wurden nicht auf dem falschen Fuß erwischt", sagte der leitende Beamte Steve Kavanagh am Montag. Die Sicherheitskräfte hätten Prioritäten setzen und die Beamten an den größten Gefahrenstellen konzentrieren müssen. So hätten zunächst die Löscharbeiten der Feuerwehr geschützt werden müssen. Kavanagh sagte weiter, die Polizei sei mit einer rapide ansteigenden Gewalt konfrontiert worden. Politiker versicherten, die Olympischen Sommerspiele im kommenden Jahr seien durch die Ausschreitungen in Tottenham und anderen Vierteln nicht in Gefahr. Innenministerin Theresa May brach nach Angaben aus Regierungskreisen ihren Sommerurlaub ab.

Ursache war der Tod eines 29-Jährigen

Die Polizei war bereits in die Kritik geraten, als Proteste gegen die Konsolidierungspolitik der konservativ-liberalen Regierung in Gewalt umgeschlagen waren. Zwei Polizeiführer traten zudem wegen Verwicklungen in den Abhörskandal um den Medienkonzern News Corp zurück.

Die Ausschreitungen, die am Samstag nach einer Trauerfeier für einen von der Polizei erschossenen 29-Jährigen in Tottenham unweit des Olympiaparks begonnen hatten, flackerten am Sonntagabend erneut auf. Sie griffen auf anderen Stadtteile mit hoher Arbeitslosigkeit und multi-ethnischer Bevölkerung über. Auch in der Oxford Street, einer Geschäftsstraße im Zentrum der Millionenmetropole, wurden Schaufensterscheiben eingeworfen.

Trittbrettfahrer in der Nacht zum Montag

Die Krawalle am Sonntag hatten nicht das Ausmaß der Auseinandersetzungen vom Samstag und wurden von der Polizei als Werk von Trittbrettfahrern eingestuft. In Tottenham hatten Randalierer Häuser und einen Bus in Brand gesteckt sowie Läden geplündert. Einwohner erklärten, Teile des Viertels sähen nach den Brandstiftungen und Plünderungen aus wie deutsche Städte zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Die Polizei nahm im Verlauf des Wochenendes mehr als 160 Personen fest.

Der stellvertretende Ministerpräsident Nick Clegg verurteilte die Ausschreitungen als nicht hinnehmbar. Es habe sich um nicht mehr und nicht weniger als nackte Gewalt gehandelt. Londons Bürgermeister Boris Johnson äußerte die Hoffnung auf "phantastische Olympische Spiele - ganz gleich, was letzte Nacht passiert ist".

Großbritannien durchläuft wegen der harten Konsolidierungspolitik derzeit eine Phase wachsender sozialer Spannungen. Während Politiker Kleinkriminelle für die Krawalle verantwortlich machten, nannten Einwohner von Tottenham die hohe Arbeitslosigkeit und Kürzungen öffentlicher Leistungen als Grund für die Gewalt.

Reuters
hw/Reuters