Blutbad in Nordengland Amoklauf mit Ansage

Am Tag nach dem schockierenden Blutbad, das ein Taxifahrer im Nordwesten Englands angerichtet hat, gibt es erste Hinweise auf das Motiv. Möglicherweise war ein Erbstreit Auslöser des Amoklaufs, den Derrick Bird zudem am Abend vor der Tat angekündigt haben soll.

Der Taxifahrer, der am Mittwoch in der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands ein Blutbad angerichtet hat, soll nach Medienberichten seinen Amoklauf angekündigt haben. Der Täter Derrick Bird habe am Vorabend einen Streit mit anderen Taxifahrern gehabt, berichtet das britische Boulevardblatt "The Sun". Anschließend soll Derrick die Hände der Kollegen geschüttelt und gesagt haben, am Mittwoch gebe es einen Amoklauf, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen Kollegen des 52-Jährigen.

Bird hatte am Mittwoch in der beschaulichen Urlaubsregion zwölf Menschen erschossen, elf verletzt und sich anschließend selber getötet. Die Polizei war zunächst von 25 Verletzten ausgegangen, korrigierte die Zahl aber später. Es war das folgenschwerste Blutbad in Großbritannien seit 14 Jahren. Premierminister David Cameron und die Queen sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus.

"Ich werde Dich nicht wiedersehen"

Der Zeitung "The Times" sagte ein alter Freund von Bird, dieser habe sich am späten Dienstagabend von ihm mit den Worten verabschiedet: "Ich werde Dich nicht wiedersehen." Die Zeitung berichtet zudem, der Amoklauf könne wegen einer angeblichen Fehde über das Testament der todkranken Mutter stattgefunden haben. Demnach soll Bird zunächst seinen Zwillingsbruder und den Anwalt der Familie erschossen haben, bevor er sich in sein Auto setzte und seine Todestour durch die Urlaubsregion begann. Sein drittes Opfer soll ein Kollege gewesen sein, den er an einem Taxistand in der Hafenstadt Whitehaven tötete.

Die Polizei wollte die Berichte nicht kommentieren und betonte, man arbeite mit Hochtouren an der Aufklärung des Falls. "Unsere Polizisten versuchen, eine präzise Zeitfolge der Ereignisse aufzustellen und die exakte Route zu identifizieren, die der Mann gefahren ist", teilte die Polizei der Grafschaft Cumbria mit. Der Amokläufer habe einen Waffenschein gehabt. Berichte, dass ein Gewehr und eine Schrotflinte gefunden worden seien, bestätigte ein Polizeisprecher nicht. Ebenfalls keine Auskunft wollten die Beamten darüber geben, ob Bird wahllos um sich schoss oder die ganze Zeit zielgerichtet tötete.

Ein ganz normaler Kerl

Die Zeitung "Daily Telegraph" schreibt, dass Bird auf seiner Fahrt Passanten ermordete, die ihm zufällig begegneten. Aus dem zerbrochenen Fenster seines Autos soll ein riesiges Gewehr gehangen haben. Zu den Opfern gehören weiteren Medienberichten zufolge ein 30 Jahre alter Mann, der gerade eine Hecke schnitt, sowie eine ältere Frau, die Kataloge austrug. Auch ein älterer Radfahrer soll dem Amokläufer durch Zufall vor das Gewehr gekommen sein.

In dem Dorf Rowrah, in dem der 52-Jährige lebte, herrschte Fassungslosigkeit. "Er war so ein netter Mensch", sagte einer seiner Freunde der "Times". "Ich weiß, es hört sich seltsam an, aber er war ein ganz normaler Kerl." Eine Frau, die ihn von der Arbeit am Taxistand kannte, sagte: "Wir sind im Moment wie betäubt. Wir wollen einfach nur wissen, warum er das getan hat."

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AFP/DPA