An der Fakultät für Ingenieurwesen und Physik der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island fanden gerade Prüfungen statt, als ein bewaffneter Mann am Samstagnachmittag das Feuer eröffnete. Er erschoss zwei Studierende, neun weitere wurden verletzt. Ihr Zustand ist nach Angaben der Behörden stabil.
Der Täter flüchtete zu Fuß – und auch nach vier Tagen tappt die Polizei bei der Fahndung weitestgehend im Dunkeln. An der Uni und in der Stadt Providence, in der sich die renommierte Hochschule befindet, wachsen die Verunsicherung und der Ärger über die bislang erfolglose Fahndung.
Die Identität des Täters ist ebenso unbekannt wie sein Motiv. Aktuell setzen die Ermittler auf die Mithilfe der Öffentlichkeit, was als Indiz dafür angesehen wird, dass kaum Anhaltspunkte vorliegen. Auf Hinweise, die zur Verhaftung führen, ist eine Belohnung von 50.000 US-Dollar ausgesetzt.
Fahndung mit Videomaterial: Verdächtiger ist kaum zu erkennen
Die Behörden haben Videomaterial von Überwachungskameras veröffentlicht, das den Täter zeigen soll. Die Polizei geht davon aus, dass er die Gegend um die Universität ausgekundschaftet hat. Die Bilder sind jedoch unscharf, der Mann trägt zudem eine Mund-Nasen-Maske, sein Gesicht ist nicht zu erkennen. Die Polizei forderte die Bevölkerung auf, auf die "Haltung und Bewegungen" der Person zu achten – anhand solcher Merkmale einen Verdächtigen zu identifizieren, dürfte allerdings schwierig werden.
"Wir haben einen Mörder auf freiem Fuß", konstatierte Generalstaatsanwalt Peter F. Neronha und musste am Dienstagabend eingestehen: "Wir wissen nicht, nach wem wir suchen." Dennoch versuchte er, Optimismus zu verbreiten: "Sobald wir wissen, wer er ist, glaube ich, dass wir ihn ausfindig machen können. Es ist sehr schwer, sich in diesem Land zu verstecken."
Ein Verdächtiger ist wieder auf freiem Fuß
Dabei hatten die Ermittler schon kurz nach der Tat einen vermeintlichen Fahndungserfolg präsentieren können: Ein 24 Jahre alter Verdächtiger wurde festgenommen, musste aber wieder freigelassen werden. Es gebe "keine Grundlage dafür", den Festgenommenen weiterhin als Verdächtigen zu betrachten, sagte Neronha.
Die Suche nach dem Täter begann damit praktisch von Neuem. Experten befürchten, dass die Behörden sich unmittelbar nach der Tat zu sehr auf die festgenommene Person konzentriert und damit wertvolle Zeit verloren haben.
Unsicherheit nach Amoklauf in der Stadt und an der Uni
In der Stadt, die nach dem Amoklauf ohnehin unter Schock steht, sorgt das für zunehmende Anspannung. "Wir wissen, dass dies wahrscheinlich neue Ängste in unserer Gemeinschaft hervorrufen wird", sagte Bürgermeister Brett Smiley nach der Freilassung des Verdächtigen. Viele Anwohner bleiben aus Angst in ihren Häusern. Eine Anwohnerin berichtete der Nachrichtenagentur Reuters von großer Verwirrung und Nervosität.
Fragen wirft zudem die Sicherheitslage an der Universität auf. Die Ermittlungen gehen auch deshalb so schleppend voran, weil keine Videoaufnahmen aus dem Gebäude vorliegen, in dem sich die Tat abspielte. Es handele sich um ein altes Gebäude, in dem kaum Sicherheitskameras installiert seien, erklärte der Generalstaatsanwalt. Auf den Aufnahmen vom Campus seien nur die flüchtenden Studierenden zu sehen, nicht der Täter selbst.
Trotz aller Schwierigkeiten versichert Neronha, die Ermittlungen gingen "gut voran". Der Generalstaatsanwalt bittet um "ein wenig Geduld". In der Bevölkerung jedoch schwindet genau diese immer mehr.
Quellen: Polizei Providence, FBI, CNN, "New York Times", Nachrichtenagenturen DPA, AFP und Reuters