Woche der Vielfalt Im Juli kommt in der Schweiz die Ehe für alle – so sieht es in anderen Ländern aus

Zwei Männer in Anzügen und zwei Frauen in Brautkleidern küssen sich jeweils. Sie sind Befürworter der Ehe für alle.
Bern, September 2021: Eine Aktion von Befürwortern der Ehe für alle am Abstimmungstag
© Peter Schneider / Picture Alliance
In der Schweiz können gleichgeschlechtliche Paare ab dem 1. Juli heiraten oder ihre eingetragene Partnerschaft in eine Ehe umwandeln. In einigen anderen europäischen Ländern ist das längst möglich. Doch mancherorts in Europa bleibt die Ehe für alle auch 2022 tabu. 

Es war ein langer Weg, an dessen Ende eine klar Mehrheit stand. Am 26. September 2021 haben sich in der Schweiz 64,1 Prozent der Wahlbeteiligten für die Ehe für alle ausgesprochen. Das neue Gesetz tritt am 1. Juli 2022 in Kraft. Dann können auch in der Schweiz gleichgeschlechtliche Paare heiraten oder ihre eingetragene Partnerschaft in eine Ehe umwandeln. Die Ehe für alle bringt mehr Rechte und Gleichberechtigung mit sich. Beispielsweise können verheiratete gleichgeschlechtliche Ehepaare neu auch gemeinsam ein Kind adoptieren. Das war mit der eingetragenen Partnerschaft, die es in der Schweiz seit 2007 gibt, noch nicht möglich. 

In den Nachbarländern Frankreich, Deutschland und Österreich existiert die Ehe für alle bereits. In Italien hingegen müssen gleichgeschlechtliche Paare nach wie vor auf gewisse Rechte verzichten. Dort gibt es seit 2016 zwar eingetragene Lebenspartnerschaften. Eine Öffnung hin zur Ehe ist in der kommenden Zeit allerdings nicht zu erwarten. 

In diesen europäischen Ländern gibt es die Ehe für alle

Ein Blick auf die Europakarte zeigt ein Ost-Westgefälle. Bislang hat keines der postkommunistischen Länder in Mittel- und Osteuropa die Ehe für alle eingeführt und einige Länder sind sehr weit davon entfernt. In Ungarn und der Slowakei sind gleichgeschlechtliche Ehen sogar per Verfassung verboten. Die Rechte von queeren Menschen sind in Ungarn über die Jahre mehr und mehr beschnitten worden. 2012 trat eine Verfassungsänderung in Kraft, in der die "Ehe als eine aufgrund einer freiwilligen Entscheidung zwischen Mann und Frau zustande gekommene Lebensgemeinschaft" definiert wird "sowie die Familie als Grundlage des Fortbestands der Nation".

17 Länder Europas vertreten eine gänzlich andere Auffassung. Diese Übersicht zeigt, wann welche Länder die Ehe für alle eingeführt haben:

Land 

Jahr

1.

Niederlande 

2001

2.

Belgien 

2003

3.

Spanien 

2005

4.

Norwegen 

2009

5.

Schweden 

2009

6.

Island  

2010

7.

Portugal

2010

8.

Dänemark 

2012

9.

Frankreich  

2013

10.

Luxemburg

2014

11.

England, Wales, Schottland 
Nordirland

2014
2020

12.

Irland

2015

13.

Finnland

2017

14.

Deutschland

2017

15.

Malta

2017

16.

Österreich

2019

17.

Schweiz 

2022

Diese Länder außerhalb Europas kennen die Ehe für alle 

Außerhalb Europas ermöglichen 13 Staaten die Ehe für alle. 

Diese Liste zeigt, welche außereuropäischen Länder wann die Ehe für alle eingeführt haben: 

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Land

Jahr

1.

Kanada

2005

2.

Südafrika

2006

3.

Argentinien

2010

4.

Brasilien

2013

5.

Neuseeland 

2013

6.

Uruguay 

2013

7.

 USA 

2015

8.

Kolumbien

2016

9.

Taiwan

2017

10.

Australien

2018

11.

Costa Rica

2018

12.

Ecuador

2019

13.

Chile 

2021

In Deutschland existiert die Ehe für alle seit dem 1. Oktober 2017. Seitdem steht verheirateten, gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland auch die Fremdadoption offen. Der stern hat mit Patrick und Til gesprochen, die gemeinsam eine Tochter adoptiert haben. Damit sind sie in ihrer Region in Süddeutschland eine Ausnahme. Wie es ihnen als Familie geht und wie ihr Umfeld auf das Paar und sein Kind reagiert, lesen Sie hier