Kulturkampf Was darf ich heute noch sagen?

Genderpolitik und Wokeness sollen unsere Gesellschaft gerechter machen. Doch viele finden das ungerecht.
Eine Frau hält sich die Hand vor den Mund (schwarz-weiß)
Nur 33 Prozent der Menschen in Deutschland sagen: "Ich spreche so, wie ich möchte, und lasse mir dabei nichts vorschreiben." Die Frage wird jährlich von Media Tenor/ IfD Allensbach erhoben, im Jahr 2019 stimmten noch 50 Prozent der Aussage zu
© Anne Moldenhauer/stern

Vor dem Treffen mit der Grünen-Politikerin Tessa Ganserer, 46, liest man noch schnell die aktuellen Sprachregeln. Die erste transgeschlechtliche Bundestagsabgeordnete Deutschlands fasst diese in einem Leitfaden zusammen. Darin steht, sie sei bei ihrer Geburt "aufgrund medizinisch konstruierter und institutionalisierter Normen dem männlichen Geschlecht zugeordnet" worden und man möge als Bezeichnung "transgeschlechtliche" oder "trans* Frau" wählen. Was nicht erwünscht ist: die Nennung des männlichen Vornamens, den sie früher trug; Fragen nach der Familie; Spekulationen, ob sie medizinische Hilfe in Anspruch genommen habe, um der Frau, die sie im falschen Körper immer gewesen sei, äußerlich zu entsprechen.

Wie höflich und hilfreich, könnte man denken, schließlich sind viele noch recht unsicher im Umgang mit nonbinären und andersgeschlechtlichen Menschen. Oder aber man bekommt einen heißen Kopf: Versucht hier etwa eine Vertreterin der "Woke"-Bewegung, einem ihr Weltbild zu verordnen und die freie Rede zu ersticken?