Diskussionen im Netz Weihnachtsmarktklassiker rassistisch? Historikerin empört sich über Lumumba

Auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt soll eine heiße Schokolade mit Schuss nun nicht mehr "Lumumba" heißen. Dazu hat die Stadt alle Budenbetreiber eindringlich gebeten. Doch warum?
Auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt soll eine heiße Schokolade mit Schuss nun nicht mehr "Lumumba" heißen. Dazu hat die Stadt alle Budenbetreiber eindringlich gebeten. Doch warum?
© Monika Skolimowska/picture alliance / Picture Alliance
Sehen Sie im Video: Debatte um "Lumumba" – Getränkename soll von Weihnachtsmarkt entfernt werden.
RTL.de
Die heiße Schokolade mit Schuss, die zu den Klassikern auf dem Weihnachtsmarkt gehört, sorgt derzeit für Diskussionen im Netz. Denn eine Historikerin hat darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung Lumumba rassistisch sei. Die Reaktionen sind gespalten.

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de.

Die Historikerin und ehemalige Grünen-Stadträtin Annalena Schmidt hat der Diskussion um den Getränkenamen Lumumba neues Feuer verliehen. Sie sagt: Die Bezeichnung sei rassistisch. Auf X (früher Twitter) schreibt sie: "Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt 'Kakao mit Schuss' nach ihm!"

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Lumumba nicht zum ersten Mal in der Diskussion

Tatsächlich ist sie nicht die Erste, die auf die scheinbar problematische Namensgebung des beliebten Weihnachtsgetränks hinweist. Schon 2011 sagte der im Kamerun geborene und mittlerweile in Österreich lebende Journalist und Medienkritiker Simon Inou, die Bezeichnung Lumumba sei rassistisch. Das bestätigte im vergangenen Jahr Tahir Deller, Pressesprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, im Interview mit dem WDR.

Dennoch: Auf vielen Weihnachtsmärkten kann man nach wie vor das Getränk Lumumba bestellen. Und auch unter dem Post der Historikerin Annalena Schmidt herrscht Uneinigkeit. Während einige schockiert über den Hintergrund des Getränks sind oder sich wünschen, dass es nicht mehr unter dem Namen verkauft wird, können andere die Kritik nicht nachvollziehen.

So heißt es etwa, dass "niemand (...) einen Kakao mit Schuss mit rassistischen Hintergedanken" trinke und man nicht "alles mit Rassismus in Verbindung" bringen müsse. Allerdings sagte Tahir Deller, Pressesprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, bereits 2022, dass nicht nur eine rassistische Intention problematisch sei. Denn durch die Benennung würden "schwarze Menschen (...) zu Objekten degradiert." Doch wer war Patrice Lumumba überhaupt?

Wer war Patrice Lumumba?

Lumumba war ein kongolesischer Politiker und erster Premierminister der heutigen Demokratische-Republik Kongo. Er war Vorkämpfer der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung. 1960 gab es, mit Unterstützung der USA, einen Putsch, nach dem Lumumba von einem Erschießungskommando seiner Widersacher ermordet wurde. Er galt als charismatischer Anführer und wurde nach seinem Tod zu einer Symbolfigur.

Wichtig: Obwohl viele Menschen einen rassistischen Zusammenhang zu dem beliebten Weihnachtsmarktgetränk Lumumba sehen, ist es nicht eindeutig geklärt. Es ist also möglich, aber nicht sicher. Falls ihr nun nicht wisst, was ihr tun sollt: Bestellt einfach eine heiße Schokolade mit Schuss. Die schmeckt nämlich immer gleich gut – egal, unter welchem Namen.

lkö / lhi