Über Facebook hatte Rebecca Lunderup, 22, vor zwei Tagen dazu aufgerufen, das geschundene Hamburger Gebiet zwischen Eimsbüttel, St. Pauli und Altona am Sonntag nach dem G20-Gipfel wieder auf Vordermann zu bringen. "Hamburg räumt auf!" heißt die Aktion, der so viele Anwohner nachgekommen sind, dass die Initiatorin strahlt. "Ich hätte niemals geglaubt, dass wir so viele Menschen erreichen. Ich bin ganz überwältigt", sagt die Biologisch-technische Assistentin zum stern. Die Hamburger waren aufgerufen, selbst Putzutensilien mitzubringen, darüber hinaus spendierte ein Baumarkt Eimer, Müllsäcke, Handschuhe und Besen und eine Supermarktkette Wasser. Hunderte strömten um 13 Uhr zum Treffpunkt S-Bahn Sternschanze und packten mit an. Die am Donnerstag, Freitag und Samstag aus Angst vor Übergriffen leergefegten Straßen quollen über vor euphorischen Freiwilligen.

Viele Anwohner rund um die Sternschanze hatten sich in den vergangenen Tagen kaum getraut, ihre Wohnungen zu verlassen, nun schwingen sie bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein die Besen. Endlich raus! Endlich beseitigen, was randalierende G20-Gegner aus dem Schanzenviertel und den umliegenden Stadtteilen gemacht haben! Was für eine Wohltat das war, zeigt die Akribie, mit der die Putzenden aller Altersklassen zu Werke gingen. Nicht einmal Zigarettenstummel blieben liegen, sogar die Pflastersteine fanden ihren Weg zurück in den Bürgersteig. Manche Mitwirkende brachten sogar Kuchen und andere Erfrischungen zur Stärkung mit.
Mit dem Bundespräsidenten hat Lunderup auch schon gesprochen: Sie wurde mit "Geschädigten von der Schanze zu einer kleinen Konferenz im Polizeipräsidium eingeladen", bei der neben Steinmeier auch der Erste Bürgermeister Olaf Scholz zugegen war. Beide Politiker sprachen ihr ihren Dank für die Initiative aus.
Die Solidaritätsaktion endete mit einem Abschlusstreffen in der Großen Bergstraße am Altonaer Bahnhof.

