Diesen Text gibt es auch zum Hören:
Manche waren einsam. Manche krank. Dem einen fehlte ein Vorbild, dem anderen ein Vater. Einige hatten schon früh im Leben Missbrauch erlebt, Ablehnung, Kälte. Die meisten plagten Selbstzweifel, sie fühlten sich unsicher. Fast alle, mit denen der stern sprach und die sich im Sog der Gruppe verloren hatten, für Jahre oder Jahrzehnte, sagen: Sie waren auf der Suche. Sehnten sich nach Sinn, hatten Fragen an die Welt und an das Leben. Sie trafen einen Mann, der ihnen Antworten gab.
Manche, die frei sein wollten, empfanden später, er habe ihnen die Freiheit genommen. Und als sie es bemerkten, war es zu spät. Es war schwierig, in die Gruppe zu kommen. Noch schwieriger schien es ihnen, wieder hinauszufinden.
Luise, damals Studentin, Mitte 20, lernte ihn Anfang der Nullerjahre kennen. Seine Haare waren dunkel, seine Blicke ernst. Er lehrte Kampfkunst und Selbstverteidigung. Sie begann, seine Kurse zu besuchen, in seiner Kampfkunstschule in einer Stadt in Westdeutschland.
In seinen Kursen ging es häufig nicht nur um den Sport, das merkte sie schnell. Der Mann redete in philosophischen Rätseln und predigte, sich von Emotionen und dem Ego zu befreien. Schüler umkreisten ihn, suchten seinen Rat in allen Lagen, seine Nähe. Er schien eine höhere Wahrheit in sich zu tragen.
Als Luise krank wurde, an Nieren und Darm, sagte er ihr, er könne sie behandeln.
Er cremte mir den Rücken mit Vaseline ein und ließ Energie über seine Hände in meinen Rücken fließen, sodass die behandelten Stellen ganz heiß wurden. Monatelang hatte ich keine Schmerzen mehr. Von da an habe ich ihm etwas Mystisches zugesprochen. – Luise
So fing es an.