Tausende Gläubige aus aller Welt haben dem im Petersdom in Rom aufgebahrten Papst bereits die letzte Ehre erwiesen. Wegen des großen Andrangs blieb das Gotteshaus in der Nacht zum Dienstag länger geöffnet als geplant. Hunderttausende hatten sich seit dem Abend auf dem Petersplatz eingefunden und in kilometerlangen Schlangen vor den Pforten des Doms auf Einlass gewartet.
Das italienische Fernsehen berichtete von bis zu 400.000 Menschen. Papst Johannes Paul II. ist seit Montagabend im roten Messgewand vor dem Hauptaltar des Petersdoms aufgebahrt. Es haben sich sich kilometerlange Menschenschlangen gebildet. Ganze Straßenzüge im Vatikanviertel sind völlig überfüllt. Fast die ganze Nacht kamen die Gläubigen zum Katafalk des Papstes, die Kirche war lediglich knapp zwei Stunden zum Reinigen geschlossen worden.
Im Vatikan treten am heutigen Dienstag erneut die Kardinäle zusammen. Dabei wird vermutlich darüber entschieden, wann die Wahl eines neues Papstes (Konklave) beginnt, verlautete in Rom. Das Konklave kann frühestens 15 Tage nach dem Papsttod, also am 17. April, und muss spätestens 20 Tage danach zusammentreten. Dabei sollten alle 117 wahlberechtigten Kardinäle unter 80 Jahre aus der ganzen Welt anwesend sein.
Petersdom zwischenzeitlich geschlossen
In der Nacht hatte nach einer knapp zweistündiger Schließung der Petersdom in Rom seine Pforten am frühen Morgen für die Gläubigen wieder geöffnet, die dem dort aufgebahrten Papst Johannes Paul II. die letzte Ehre erweisen wollen. Wegen des starken Andrangs hatte der Vatikan die Basilika des Heiligen Petrus in der Nacht erst eine Stunde später geschlossen als ursprünglich geplant. Wie das italienische Fernehen berichtete, harrten viele Gläubige auf dem Petersplatz aus. Als der Dom um kurz vor 5.00 Uhr wieder geöffnet wurde, sei dies mit Applaus aufgenommen worden.
Bereits am Montagabend hatten sich kilometerlange Schlangen gebildet. Laut Fernsehberichten kamen bis zu 400.000 Gläubige aus aller Welt auf dem Petersplatz zusammen. Tausende zogen bereits an dem im roten Messgewand vor dem Hauptaltar des Petersdoms aufgebahrten Papst vorbei.
Bewegende Aufbahrung
In einer bewegenden Prozession war Johannes Paul II. in der Abenddämmerung vom Apostolischen Palast in den Petersdom gebracht worden. Tausende Menschen versammelten sich zum letzten Weg des Papstes über den Petersplatz. Hier fuhr er einst mit seinem Papamobil durch die jubelnde Menge, hier wurde er bei einem Attentat 1981 lebensgefährlich verletzt.
Zur Zeremonie erklangen Glockengeläut und liturgische Gesänge. Zwölf Träger schulterten die Bahre mit dem Toten. Sie wurden begleitet von Schweizergardisten in ihren bunten Uniformen sowie zahlreichen Kardinälen und kirchlichen Würdenträgern. Zunächst war der Leichnam in der Sala Clementina im Apostolischen Palast aufgebahrt gewesen. Dort hatten ihm hohe Kirchenführer und Prominente die letzte Ehre erwiesen. Von hier führte die Prozession durch lange Gänge und über Treppen im Vatikan.

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Als der Zug mit dem Toten den Petersplatz erreichte, brandete Beifall auf. Während seiner 26 Amtsjahre hatte der Papst hier fast jeden Sonntag das Angelusgebet gesprochen. Hier hatte er zu Weihnachten und Ostern den Segen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis) erteilt.
Der aufgebahrte Papst hat den Bischofsstab in seiner Armbeuge, in seinen Händen liegt ein Rosenkranz. Der Camerlengo (Kämmerer) des Vatikans, Kardinal Eduardo Martínez Somalo, schritt bei einer Segnungszeremonie drei Mal feierlich um den Katafalk. Er sprengte Weihwasser über den Toten und schwenkte das Weihrauchgefäß.
Beisetzung am Freitag
Der Petersdom bleibt für die Gläubigen in den kommenden Tagen fast rund um die Uhr geöffnet. Nur in den Nächten soll die Kirche jeweils für ein paar Stunden geschlossen werden.
An diesem Freitag ist die Totenmesse auf dem Petersplatz und die Beisetzung in den Grotten unter dem Petersdom vorgesehen. Dazu werden mindestens 50 gekrönte Häupter sowie Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet. An der Trauerzeremonie nehmen neben US-Präsident George W. Bush und UN-Generalsekretär Kofi Annan auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder teil.
Auf Seite 2 die Liste aller Staatsgäste, die ihr Kommen bis Dienstag angekündigt haben
Die Trauerfeier am Freitag wird zum echten Gipfel der Staatengemeinschaft: Am Freitag in Rom werden bis zu 200 Staatsoberhäupter und Regierungschefs aus mehr als 50 Staaten erwartet.
Albanien
: Präsident Alfred Moisiu, Ministerpräsident Fatos Nano
Argentinien
: Vizepräsident Daniel Scioli, Außenminister Rafael Bielsa
Australien
: Generalgouverneur Michael Jeffery
Belgien
: König Albert II., Königin Paola und Ministerpräsident Guy Verhofstadt
Bolivien
: Präsident Carlos Mesa
Brasilien
: Präsident Luiz Inacio Lula da Silva
Bulgarien
: Staatspräsident Georgi Parwanow
Chile
: Außenminister Ignacio Walker
Costa Rica
: Präsident Abel Pacheco
Deutschland
: Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber
Dominikanische Republik
: Bildungsministerin Alejandrina German
El Salvado
r: Außenminister Francisco Lainez
Estland
: Staatspräsident Arnold Ruutel
Europäische Union
: Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso
Finnland
: Ministerpräsident Matti Vanhanen
Frankreich
: Staatspräsident Jacques Chirac
Griechenland
: Staatspräsident Karolos Papoulias
Großbritannien
: Prinz Charles, Premierminister Tony Blair
Guatemala
: Präsident Oscar Berger, Außenminister Jorge Briz, Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu
Haiti
: Interimsministerpräsident Gerard Latortue
Honduras
: Präsident Ricardo Maduro
Indien
: Vizepräsident Bhairon Singh Shekhawat
Irland
: Staatspräsidentin Mary McAleese und Ministerpräsident Bertie Ahern
Israel
: Außenminister Silvan Schalom
Japan
: Yoriko Kawaguchi, frühere Außenministerin
Kanada
: Ministerpräsident Paul Martin
Kolumbien
: Vizepräsident Francisco Santos
Kosovo
: Präsident Ibrahim Rugova
Kuba
: Parlamentspräsident Ricardo Alarcon
Lettland
: Vaira Vike-Freiberga
Libanon
: Staatspräsident Emile Lahoud, Ministerpräsident Omar Karami
Liechtenstein
: Prinz Hans-Adam II.
Litauen
: Staatspräsident Valdas Adamkus
Luxemburg
: Großherzog Henri, Ministerpräsident Jean-Claude Juncker
Mexiko
: Präsident Vicente Fox
Neuseeland
: Generalgouverneurin Silvia Cartwright
Nicaragua
: Präsident Enrique Bolanos, Außenminister Norman Caldera
Orthodoxe Kirche
: Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel
Orthodoxe Kirche/Russland
: Kirill, Metropolit von Smolensk und Kaliningrad
Orthodoxe Kirche/Griechenland
: Erzbischof Christodoulos
Österreich
: Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel
Paraguay
: Außenminister Leila Rachid
Polen
: Staatspräsident Aleksander Kwasniewski, Ministerpräsident Marek Belka, Expräsident Lech Walesa
Portugal
: Staatspräsident Jorge Sampaio
Rumänien
: Staatspräsident Traian Basescu, Ministerpräsident Calin Popescu Tariceanu
Russland
: Ministerpräsident Michail Fradkov
Schweiz
: Bundespräsident Samuel Schmid
Slowakei
: Staatspräsident Ivan Gasparovic
Slowenien
: Staatspräsident Janez Drnovsek und Ministerpräsident Janez Jansa
Serbien/Montenegro
: Präsident Svetozar Marovic und Außenminister Vuk Draskovic
Spanien
: König Juan Carlos, Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero
Südafrika
: Ex-Präsident Nelson Mandela
Syrien
: Präsident Baschar al Assad
Tschechien
: Staatspräsident Vaclav Klaus, Außenminister Cyril Svoboda
Türkei
: Premierminister Recep Tayyip Erdogan und Staatsminister Mehmet Aydin
Ukraine
: Präsident Viktor Juschtschenko
Ungarn
: Präsident Ferenc Madl, Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany
USA
: Präsident George W. Bush
Venezuela
: Außenminister Ali Rodriguez
Vereinte Nationen
: Generalsekretär Kofi Annan
Zypern
: Präsident Tassos Papadopoulos