So manche Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren machen sich strafbar – versehentlich. Wer in diesem Alter Nacktfotos von sich oder anderen verschickt, verbreitet kinderpornografische Inhalte. Nun warnt das Bundeskriminalamt.
"Hey Süße, will dich sehen ..." schreibt ihr Freund morgens nach dem Aufwachen per Whatsapp. So beginnt ein neues Aufklärungsvideo des Bundeskriminalamts (BKA). Kein Problem, in wenigen Sekunden ist ein hübsches Foto gemacht und per Whatsapp oder Snapchat zurückgeschickt. Das ist nicht verboten – solange man dabei bekleidet ist.
Jugendliche verschicken oder bekommen Nacktfotos, auch Sexting genannt. Solange das einvernehmlich geschieht, ist das nicht verwerflich, sagt beispielsweise die Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen. Junge Menschen wollen sich ausprobieren. Doch wissen viele nicht, dass sie sich dabei strafbar machen können, wenn sie bestimmte Grenzen überschreiten. Mit einer neuen Kampagne möchten BKA und Innenministerium sensibilisieren: "#dontsendit" – verschick es nicht.
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Kinder- und Jugendpornografie: 41,3 Prozent der Tatverdächtigen sind minderjährig
Dem BKA zufolge handelt es sich um Kinderpornografie, wenn Kinder unter 14 Jahren Nacktbilder oder -videos von sich machen. Wer solche Inhalte versendet, empfängt, weiterleitet oder speichert, macht sich strafbar. Seit dem Sommer 2021 handelt es sich dabei um ein Verbrechen, das mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden kann.
Bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren handelt es sich um Jugendpornografie. Auch das kann strafbar sein, außer wenn die Inhalte mit Einwilligung der oder des dargestellten Jugendlichen gefertigt werden und innerhalb einer sexuellen Partnerschaft zum persönlichen Gebrauch ausgetauscht werden.
Insbesondere Jugendliche, die sich selbst filmen, spielten mittlerweile eine beachtliche Rolle im Deliktbereich der kinder- und jugendpornografischen Inhalte, heißt es vom BKA. 41,3 Prozent der Tatverdächtigen seien minderjährig. Den Eltern rät die Behörde deshalb, offen mit ihren Kindern zu sprechen und sie aufzuklären – über rechtliche und soziale Folgen solcher Inhalte. Denn Fotos oder Videos können leider auch in die falschen Hände geraten: "Einmal versendete Bilder sind nicht mehr im eigenen Kontrollbereich, sodass nie sicher ist, wer im Besitz der Bilder ist und wie lange diese kursieren."
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, sie sei dankbar, dass das BKA Kinder und Jugendliche dafür sensibilisiere: "Das Versenden von Nacktaufnahmen ist keineswegs ein Schulhofspaß, sondern kann schlimme Folgen haben." Doch in den sozialen Medien gibt es auch Kritik an der "#dontsendit"-Kampagne.
Kritik an der Kampagne des BKA
Das BKA postete ein Video der Kampagne auf Instagram. Dort machten mehrere Nutzerinnen und Nutzer darauf aufmerksam, dass das derzeitige Strafrecht die Opfer bestrafe anstatt der Täter. Eine Person schreibt zum Beispiel: "Vielleicht wäre es an der Zeit, das Strafrecht vor allem auf die Täter zu lenken und nicht auf Mädchen, die von sich selbst Fotos an ihren Freund versenden. Wie so oft liegt auch hier der Fokus auf dem vermeintlichen Fehlverhalten des Opfers. So wie bei 'Rock zu kurz', 'betrunken mitgegangen', 'nachts allein draußen'. Gewaltschutz geht anders, Aufklärung leider auch."
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Auf den Hinweis reagierte das BKA, man wolle vor allem aufklären, zudem sei das Kampagnenvideo mit einer weiblichen Darstellerin und einem männlichen Darsteller gedreht worden, da beide Seiten Opfer und Täter werden könnten.
Achtung, jugendgefährdend: Diese Musiker und Bands landeten in Deutschland auf dem Index
Rammstein
Die Band um Till Lindemann liebt nichts mehr als die Provokation, dass ihr Album "Liebe ist für alle da" auf dem Index landete, passte Rammstein dann aber doch nicht ins Konzept. Es ging um den Song "Ich tu dir weh", in dem zu SM-Praktiken aufgerufen wird. Die Band klagte, nach sieben Monaten wurde das Album von der Indizierungsliste gestrichen. Später bekamen Rammstein 15.000 Euro Schadensersatz vom Staat.
Eine Umfrage aus der Schweiz zeigte im November 2022, dass Jugendliche immer wieder erotische Fotos oder Videos von sich verschicken. Sechs Prozent der 14- bis 15-Jährigen hatte angegeben, solche Inhalte schon einmal verschickt zu haben. Bei den 16- bis 17-Jährigen waren es 18 Prozent und bei den 18- bis 19-Jährigen war es schon jede oder jeder vierte Jugendliche (25 Prozent).