Kardinal Joseph Ratzinger bekam bei seiner Wahl zum Papst mehr Stimmen als für die Zweidrittelmehrheit nötig. Das berichtete der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. Das Konklave sei ohne Wahlkampf oder Propaganda verlaufen, erklärte er vor Journalisten in Rom. Sobald klar gewesen sei, dass Ratzinger gewonnen habe, habe es spontanen Beifall gegeben, und er, Meisner, sei in Tränen ausgebrochen, sagte der Kölner Erzbischof.
Meisner und drei andere deutsche Kardinäle nahmen sich rund 45 Minuten Zeit, um Fragen über das Konklave zu beantworten - trotz der eidlichen Verpflichtung zur strengsten Verschwiegenheit zu den Beratungen und Wahlgängen im Konklave. Zur genauen Stimmenzahl wollten sich die Kardinäle denn auch nicht äußern. "Wir haben schon genug gesagt", sagte Kardinal Georg Sterzinsky, der Erzbischof von Berlin.
So weiß wie das Käppchen
Benedikt XIV. habe nach seiner Wahl auf dem Weg zum Anlegen der päpstlichen Gewänder etwas verloren gewirkt, berichtete Meisner weiter. Als er den neuen Papst dann das erste Mal in seiner neuen Amtstracht gesehen habe, habe er zunächst gedacht, Benedikt habe sein weißes Käppchen auf dem Kopf vergessen. Doch dann habe er schließlich erkannt habe, dass das Haar des Papstes so weiß wie das Käppchen ist, erinnerte sich Meisner.
Der neue Papst bat die Kardinäle nach Angaben des Kölner Erzbischofs, gemeinsam mit ihm zu Abend zu essen. Zu diesem Zeitpunkt habe Benedikt schon wieder viel besser und sehr wie ein Papst ausgesehen. Zum Essen habe es Bohnensuppe, Aufschnitt, Salat und Obst gegeben, sagte Meisner. Die Nonnen, die die Mahlzeiten zubereiteten, hätten keine Zeit gehabt, ein besonderes Menü zu planen. Deshalb habe es nur zwei extra Leckereien zur Feier des Tages gegeben: Eis und Sekt.
Für die Wahl des neuen Papsts war nach Aussage Meisners nicht seine Herkunft entscheidend. "Nicht die Nation, die Person ist für dieses Amt ausschlaggebend", sagte Kardinal Meisner. Er sei glücklich über Papst Benedikt XVI.: "Ein bisschen bin ich auch stolz darauf, dass er von uns kommt. Ich habe immer gesagt, das ist das beste Pferd, das wir im Stall haben."