Wenn Elinor vor ihrem Häuschen steht, blickt sie auf ein Paradies. Auf sattgrüne Hügel, Olivenhaine und Orangenbäume. Die Herbstsonne scheint. Nur das wehleidige Miauen des dreibeinigen pechschwarzen Katers, dem eine Vorderpfote fehlt, stört gelegentlich die Harmonie. Und das dumpfe Grollen in der Ferne. Weniger als eine Autostunde entfernt liegt Gaza.
Elinor und ihr Partner Roi packen eine Decke, Granatäpfel und ihre beiden Mädchen ein, zusammen laufen sie die Dorfstraße entlang. Sie treffen auf Bob, den alten, kinderlieben Clown, der gerade seinen Gemüsegarten bewässert. Eine hochschwangere Freundin der beiden kommt aus ihrem Haus und schließt sich dem Spaziergang an. Niemand lebt hier einfach nur so. Sie alle sind in Newe Schalom, weil sie von einer gerechteren Zukunft träumen.
Elinor sagt: "Das Allerschlimmste ist das Schweigen, die Verdrängung. Manche hier denken, das Massaker der Hamas sei nicht wirklich passiert. Sie glauben, die israelischen Medien würden übertreiben."

Der Ort, an dem das Paar mit seinen Kindern, anderthalb und vier Jahre alt, lebt, liegt auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Newe Schalom, auf Arabisch Wahat al-Salam, bedeutet "Oase des Friedens". Ein 350-Seelen-Dorf, das Anfang der 1970er-Jahre auf privatem Grund errichtet wurde. Gemeinsam sollten hier Araber, die ein Fünftel der israelischen Gesellschaft ausmachen, und Juden in Respekt und Gleichheit zusammenleben, jeder mit seinen Traditionen und seiner Sprache. Die Kinder gehen gemeinsam in den Kindergarten, später zur Schule, sie feiern Chanukka, Ramadan und Weihnachten. Bis heute ist Newe Schalom in Israel das einzige Dorf dieser Art.