Mordfall in Emden aufgeklärt Geständiger 18-Jähriger offenbar Wiederholungstäter

Der Mord an dem elfjährigen Mädchen aus Emden scheint aufgeklärt: Der festgenommene 18-Jährige hat die Tat gestanden. Er soll schon vorher mindestens ein anderes Sexualdelikt begangen haben.

Nach gut einer Woche haben die Ermittler nun offenbar den richtigen Täter gefunden, der Mordfall in Emden scheint damit aufgeklärt. Der am Samstag festgenommene 18-Jährige habe die Tat gestanden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Emden mit. Gegen den jungen Mann war zuvor bereits Haftbefehl erlassen worden. Außer dem Geständnis lägen noch weitere Sachbeweise vor, die den aus Emden stammenden Mann als Täter überführt hätten.

Der 18-jährige ist der Polizei schon vorher bekannt gewesen. Er soll auch für einen sexuellen Übergriff auf eine Joggerin im vergangenen November verantwortlich sein. Der Tatverdächtige war am Samstag festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Hinweise aus der Bevölkerung führten zur Festnahme

Den entscheidenden Hinweis auf den neuen Verdächtigen brachte vermutlich eine überarbeitete Videosequenz im Internet: Seit Freitag hätten sich viele neue Menschen bei den Ermittlern gemeldet, es lagen mehr als 300 Hinweise vor. Auf den Videoaufnahmen aus dem Parkhaus war eine dunkle Gestalt zu erkennen, die zügigen Schrittes durch das Parkhaus geht.

Der Leiter der Mordkommission, Werner Brandt, sagte: Aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung habe der 18-Jährige festgenommen werden können. Zwei Zeugenaussagen, ein Phantombild und das ungewöhnliche Verhalten des Mannes hätten die Ermittler auf seine Spur geführt.

Keine Angaben zum Tatmotiv

Wie Brandt sagte, handele es sich bei dem Geständnis bisher allerdings nur um ein Teilgeständnis. Der 18-Jährige habe gestanden, dass er das Mädchen getötet hat. Bei den Einzelheiten und auch dem vorhergehenden sexuellen Missbrauch berufe er sich aber auf Erinnerungslücken. Deshalb würden die Ermittler vorerst weiterhin keine Angaben zu den genauen Todesumständen Lenas machen. Auch zum Motiv des Mannes machte der Leiter der Mordkommission keine Angaben.

Die Elfjährige war nach den bisherigen Ermittlungen ein Zufallsopfer, die beiden hätten sich vorher nicht gekannt, sagte Brandt. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand dürfte sie freiwillig mit dem Verdächtigen in das Parkhaus gegangen sein.

Dem 18-Jährigen seien die Örtlichkeiten bekanntgewesen, sagte Brandt. Der Tatverdächtige betreibe die Sportart Parkour. Dabei handelt es sich um einen modernen Klettersport, den der Mann auch im Parkhaus betrieben habe. Ob eine Tatwaffe bei dem Mann gefunden wurde, ließ er offen. Er sprach lediglich von Gegenständen, die sichergestellt worden seien.

Tatverdächtiger kein Unbekannter für die Polizei

Staatsanwalt Bernard Südbeck sagte, dass es nicht nur Indizien, sondern auch klare, handfeste Beweise gebe. Der DNA-Test habe ergeben, dass der jetzt Festgenommene auch für mindestens ein anderes Sexualdelikt in der Gegend von Emden - einen Übergriff auf eine Joggerin im November in der Nähe des Parkhauses - verantwortlich gewesen sei. Der Mann habe dazu keine Angaben gemacht. Die Polizei prüfe nun, ob der 18-Jährige womöglich noch für weitere Verbrechen als Täter infrage komme.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Südbeck verteidigte erneut, dass die Polizei zunächst einen anderen Jugendlichen verdächtigt habe. "Die erste Festnahme des 17-Jährigen sei in der Rückschau als bedauerlich anzusehen", sagte er. Der junge Mann habe sich aber in Widersprüche verwickelt und falsche Angaben gemacht. Daraufhin sei ein dringender Tatverdacht entstanden. Er habe nun nach seiner Freilassung Anspruch auf Entschädigung. Er werde zur Zeit dauerhaft betreut.

Das elfjährige Mädchen war vor einer Woche mit einem gleichaltrigen Freund zum Entenfüttern in eine Grünanlage aufgebrochen und verschwunden. Später wurde sie leblos im Treppenhaus eines Parkhauses gefunden. Das Mädchen wurde am Freitag beigesetzt; die Zeremonie wurde auf Bitten der Familie streng abgeschirmt.

DPA
lea/AFP/DPA