"Wir und Corona" stern-Journalist über das Ende der Kontaktsperre: "Vor Anfang Mai brauchen wir nicht mit Lockerungen rechnen"

Wann beginnt das öffentliche Leben in Deutschland wieder? Im Podast "Wir und Corona" rechnet Wissenschaftsjournalist Christoph Koch nicht mit einer Lockerung vor Anfang Mai.

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Die Österreicher, die ja so vielen als Vorbild in dieser Krise gelten, haben wieder erste Geschäfte aufgemacht. In Frankreich dagegen gilt noch bis zum 11. Mai eine strenge Ausgangssperre. An diesem Mittwoch kommt es beim Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder zum Schwur: Wie lange dauern die Kontaktsperren und sonstige Einschränkungen in Deutschland noch an?

Auf dem Tisch liegen mindestens zwei Vorschläge für einen Exit-Fahrplan. Der eine stammt von der Wissenschaftsakademie Leopoldina in Halle an der Saale, der andere vom "Expertenrat Corona" des Nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU). Alle Empfehlungen stützen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und verweisen darauf, dass in jedem Fall auch mit Blick auf aktuelle Entwicklungen entschieden werden muss.

Aber wie verlässlich ist diese Wissenschaft, auf die sich die Gremien da stützen? Wie hat sich auch das Bild von Wissenschaft in den vergangenen Wochen seit Ausbruch der Corona-Krise entwickelt? Darüber spricht in der aktuellen Folge von "Wir und Corona", dem täglichen Podcast von stern und RTL, Christoph Koch, Leiter des Wissenschaftsressorts des stern und seit Jahren tief verwurzelt in der Forscher-Community. Wie bewertet er die Vorschläge für Exit-Strategien in Deutschland? Ab wann können diese überhaupt realistisch greifen? Und wie schätzt er die Diskussion um jüngste Forschungsergebnisse wie etwa die des Bonner Virologen Hendrik Streeck im Kreis Heinsberg ein. Geht es bei Kritik an dieser Studie eher um eitle Balgereien zwischen Forschern oder doch um eine sachbezogene Auseinandersetzung um die Aussagekraft vorschnell präsentierter Ergebnisse?

In diesen Zeiten werden fundamentale Entscheidungen über Auswege aus der Krise getroffen. Wie stark wird die Wissenschaft dabei politisch instrumentalisiert? Christoph Koch bezieht zu all diesen Fragen Position. Diese ist gegenüber dem Tempo und der Form, in der vor allem Streeck die Ergebnisse seiner Heinsberg-Studie vorgelegt hat, eher skeptisch.

Koch ordnet zudem ein, in welchem Zeitraum die von den Leopoldina-Wissenschaftlern für eine Lockerung aufgestellten Bedingungen seiner Ansicht nach erfüllbar sind. "Vor Beginn des Mai glaube ich nicht, dass erste Schritte implementiert werden", sagt Koch im Podcast. Das würde bedeuten: Auch Schulen könnten kaum vorher wieder den Betrieb aufnehmen.