Nackte Tatsachen Berlusconis Garten der Lust

Von Andre Tauber
Der Skandal um eine der berüchtigen Partys in Silvio Berlusconis Villa auf Sardinien weitet sich aus. Ein Party-Foto zeigt einen Mann, dessen erigierter Penis aus der Badehose ragt und der sich einer Frau im Sonnenstuhl nähert. Angeblich soll es sich um den früheren tschechischen Premier Mirek Topolanek handeln.

Als der damalige britische Premier Tony Blair die Villa Certosa 2004 mit seiner Frau Cherie besuchte, ließ Berlusconi ein Feuerwerk entzünden, skandierte "Viva Tony" und stimmte das Lied "Summertime" an. Berlusconis Charme begeisterte auch schon mehrfach den russischen Premier Wladimir Putin, der einst gar seine Töchter zum Urlaub auf das Anwesen des Regierungschefs schickte.

Das dürfte er sich künftig wahrscheinlich verkneifen. Seit einigen Tagen gehen äußerst freizügige Fotos aus Berlusconis Garten um die Welt - die renommierte spanische Zeitung "El País" publizierte sie im Blatt und auf ihrer Website, legte am Wochenende mit weiteren Aufnahmen nach. Ein Foto zeigt einen Mann, dessen erigierter Penis aus der Badehose ragt und der sich einer Frau im Sonnenstuhl nähert. Zwar machte "El País" alle Gesichter unkenntlich.

"Penisgate" erschüttert spanische Medienwelt

Gleichzeitig berief sich die Zeitung auf Aussagen Berlusconis, auf einem Foto sei der frühere tschechische Premier Mirek Topolanek zu sehen. Dies zumindest hat der ehemalige EU-Ratspräsident nicht dementiert. Allerdings sei das besagte Foto "eine Fotomontage", sagte Topolanek dem Internetportal Aktualne.cz. "Das ist ein brutaler Eingriff in meine Privatsphäre." Bekannt ist, dass Topolanek Berlusconi im Mai des vergangenen Jahres mit seiner Lebensgefährtin besucht hat.

Einige Zeit sah es so aus, als ob die Öffentlichkeit die Bilder nie zu sehen bekommt. Ein römisches Gericht konfiszierte sie, nachdem Berlusconi erfahren hatte, dass der Paparazzo Antonello Zappadu Käufer suchte. "El País" druckte sie dennoch - als erste Zeitung in Europa. Berlusconis Anwalt Niccolò Ghedini kündigte umgehend an, das Blatt verklagen zu wollen. Die Fotos seien "illegal" gemacht worden.

Der Premier und die Frauen

Der Premier selbst hält die Sache für unverfänglich. Weitere von "El País" abgedruckte Fotos zeigen halb nackte Mädchen an einem Whirlpool. Italiens Regierungschef ist in Begleitung junger, allerdings bekleideter Frauen zu sehen. Berlusconi zufolge wohnten die barbusigen Frauen in einem privaten Gästehaus. Zur Unterhaltung seiner Gäste hole er oft Künstler und anderes Personal nach Sardinien, so seine Begründung.

Berlusconi und Topolanek sind sich einig: Die Aufnahmen sind eine linke Verschwörung vor den Europawahlen. "Ich wusste nicht, dass die Europawahl für die Sozialisten so wichtig ist, dass sie solche unglaublichen Attacken und Manipulationen benutzen", sagte Topolanek. "El País" indes wehrte sich auf seine Art: Die Zeitung druckte am Sonntag einen Text des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago. Berlusconi sei ein "Verbrecher", heißt es dort, eine "Krankheit und ein Virus", der das Land in den moralischen Tod zu treiben drohe.

FTD