Die norwegische Polizei hat am Montag sieben Greenpeace-Aktivist:innen festgenommen, nachdem sie sich an einen russischen Öltanker gekettet hatten. Sie wollten verhindern, dass dieser im Hafen von Slagentangen, etwa 85 Kilometer südlich der Hauptstadt Oslo, anlegen kann.
Kerosin im Wert von 116 Millionen Dollar
Die Ust Luga, wie der Tanker heißt, war beladen mit russischem Kerosin im Wert von 116 Millionen Dollar, als sich die Aktivisten an den Anker ketteten, erklärte Aud Hegli Nordø, eine Sprecherin von Greenpeace Nordic, gegenüber CNN. Das Ölterminal in Slagen gehört Esso, einer Tochtergesellschaft des US-Ölriesen ExxonMobil
Um den Tanker am Anlegen zu hindern, fuhren Nordø zufolge sieben Greenpeace-Aktivist:innen in Booten durch den Oslofjord und ketteten sich an den Anker. Alle wurden daraufhin in Polizeigewahrsam genommen, ebenso wie mehrere Aktivist:innen der Klimaschutzgruppe "Extinction Rebellion", die sich ebenfalls der Blockade angeschlossen hatten, bestätigte der Greenpeace-Sprecher gegenüber CNN. Die "Extinction Rebellion"-Aktivist:innen wurden später jedoch wieder freigelassen.
Verbindungen zu Putin
Die Ust Luga liegt jetzt in Hafen Slagen, wie die Website Marine Traffic berichtet. "Die Tatsache, dass unsere Regierung den Import russischer fossiler Brennstoffe in der derzeitigen Situation immer noch zulässt, ist unbegreiflich", sagte Frode Pleym, Leiter von Greenpeace Norwegen, in einer Erklärung gegenüber CNN.
"Ich bin schockiert, dass Norwegen als Freihafen für russisches Öl fungiert, von dem wir wissen, dass er die Kriegsführung Putins finanziert", so Pleym. Nach Angaben des Schiffsdatenanbieters Lloyd's List Intelligence wird das Schiff vom russischen Gasproduzenten Novatek betrieben. Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär von Novatek ist der Oligarch Leonid Mikhelson. Er soll laut Recherchen von CMM enge Beziehungen zu Putin unterhalten.
Keine Rechtsgrundlage solche Lieferungen zu stoppen
"Der Transport von Öl aus Russland ist an sich kein Verstoß gegen die Sanktionen, die derzeit in der EU oder in Norwegen gelten", erklärte Ane Haavardsdatter Lunde, Kommunikationsberaterin des norwegischen Außenministeriums, gegenüber CNN. "Die norwegischen Behörden haben daher keine Rechtsgrundlage, um eine solche Lieferung zu stoppen", so Haavardsdatter weiter.
Lieferung aufgrund früherer Verträge
Eine Sprecherin von ExxonMobil erklärte gegenüber CNN, dass die Lieferungen von russischem Treibstoff nach Norwegen aufgrund von Verträgen geschehe, die vor der Invasion Russlands in die Ukraine abgeschlossen wurden. "Wir haben seit der Invasion keine neuen Käufe von russischen Produkten getätigt und es gibt keine Pläne für zukünftige Käufe", sagte sie. "Wir halten alle Sanktionen in vollem Umfang ein und unterstützen die international koordinierten Bemühungen, den unprovozierten Angriff Russlands zu beenden", so die Sprecherin weiter.
Quelle: CNN