Im strömenden Regen steht Therese Hofbauer mit einem grauen Schirm und weißen Hausschuhen im Garten des neuen Papstes Benedikt XVI. im oberpfälzischen Pentling. "Ich weiß gar nicht, ob ich mich für ihn freuen soll", sagt die 58 Jahre alte Hausmeisterin des Oberhauptes der katholischen Kirche besorgt. Das Amt sei eine "große Bürde" für den 78-Jährigen. Die Nachbarin kennt Joseph Ratzinger als Menschen, der nicht gerne in der Öffentlichkeit auftritt. "Er hat die Ruhe hier so geliebt, aber damit ist es jetzt wohl vorbei", sagt sie und blickt auf die Reporterscharen, die die Wiese rund um das schlicht eingerichtete Haus des Papstes belagern.
"Besondere Ehre für Pentling"
Im Rathaus der 5800-Seelen-Gemeinde am südlichen Stadtrand von Regensburg steht das Telefon seit dem Morgen nicht mehr still. "Es wird eben nicht jeden Tag einer unserer Bürger zum Papst gewählt", scherzt Bürgermeister Albert Rummel (CSU). Der Rathauschef hat bereits ein Glückwunschtelegramm an Benedikt XVI. nach Rom geschickt. "Es ist für Pentling eine besondere Ehre, weiterhin ein Stück Heimat sein zu dürfen", schreibt Rummel darin.
Der neue Papst hat seinen Erstwohnsitz seit 35 Jahren in Pentling, nur unterbrochen von seiner vierjährigen Amtstätigkeit als Münchner Erzbischof. Beim Einwohnermeldeamt hat der Pontifex nun einen Sondervermerk in seiner Akte: "Seine Heiligkeit Benedikt XVI." steht in den Meldeunterlagen. Ratzinger ist schon lange Ehrenbürger der Kommune und sei "gut integriert", berichtet der Rathauschef. In der Kirche St. Johannes habe er auch in den letzten Jahren zahlreiche Messen gehalten. Eventuell wird demnächst in Pentling eine Straße oder ein Platz nach dem Papst benannt.
Auch Hans Hopfensperger hat bis heute engen Kontakt zu dem Kirchenmann gehalten, nachdem er in den 70er Jahren Ministrant in Ratzingers Gottesdiensten war. "Ich habe geweint, als er als Papst auf den Balkon kam", sagt der Pentlinger leise. Obwohl er große Stücke auf seinen früheren Priester hält, hat ihn dessen Wahl zum Papst doch etwas überrascht. "Aber ich bin überzeugt, dass er sein schwieriges Amt hervorragend meistert."
Gedanken über die Zukunft
In seinem 160 Quadratmeter großen Haus in der Kommune am Stadtrand von Regensburg verbringt Ratzinger am liebsten seine Freizeit. Seit mehr als 25 Jahren kümmern sich Therese Hofbauer und ihr Mann Rupert um das Gebäude, das Ratzinger in seiner Zeit als Regensburger Professor Ende der 60er Jahre bauen ließ. Eigentlich wollte der 78-Jährige schon lange in Pentling in den Ruhestand gehen und Bücher schreiben. Auf einem nahen Friedhof sind sowohl Ratzingers Eltern, wie auch dessen Schwester Maria bestattet. "Ich hoffe, dass wir ihn zumindest noch einmal in Pentling sehen werden", macht sich der Papst-Hausmeister Rupert Hofbauer Gedanken über die Zukunft.