Der Zuschauer lässt keinen Zweifel an seiner Gesinnung: "Wenn ich diese einseitige Runde heute im @Das Erste Presseclub höre ist es schade das die #RevolutionChemnitz aufflog, bevor sie Journalisten wie Sie abknallen konnten… Wirklich schade! Ich stehe zu deren Zielen. Wir brauchen Gesellschafts-u Politikwechsel, zur Not mit Gewalt!"
Der Mann schreibt seinen Beitrag von einem Twitter-Profil mit Klarnamen. Mittlerweile hat er seinen Tweet gelöscht. Allerdings existiert weiterhin ein Screenshot der Nachricht. Die Talkrunde im Presseclub setzte sich aus Kennern der rechtsextremen Szene zusammen. Neben Annette Ramelsberger von der "Süddeutschen Zeitung " war auch der Reporter Christian Fuchs eingeladen, der für das Investigativ-Ressort der Wochenzeitung "Die Zeit" schreibt. Er war es auch, der den Screenshot anlegte, als der Tweet auftauchte. "Solche Drohungen sind leider keine neue Entwicklung. Sie sind fast an der Tagesordnung", sagt Fuchs dem stern.
Nach Presseclub-Anfeindung: Die "Zeit" prüft rechtliche Schritte
Den Mann, der den Tweet abgesetzt hat, habe er bis gestern nicht gekannt. Was ihn überrascht habe, sei aber die Massivität der Angriffe auf Twitter gegenüber den Gesprächsteilnehmern. Zwar fielen die Beiträge in der Regel nicht so scharf aus wie der Tweet des Mannes, doch viele empörten sich über das Thema.
Der Twitter-Nutzer, der zur Gewalt aufrief, hat sein aktuelles Profil seit Montag gelöscht. Allerdings existiert von ihm noch ein anderes Twitter-Konto, das aber wohl seit August 2017 verwaist ist. Dort beschreibt sich der Mann selber als "schwul, wertekonservativ & vaterlandsliebend". Ein Banner mit den Gesichtern von Alice Weidel und Beatrix von Storch sowie dem AfD-Logo ziert dort das Profil.
Auf seinem älteren Twitter-Kanal outet er sich immer wieder als treuer Anhänger der AfD, scheint aber kein Mitglied der Partei zu sein. Fuchs begab sich nach der Sendung auf Spurensuche. Es gebe Hinweise darauf, dass der Mann in Bremen und Niedersachsen für die AfD aktiv sei, sagt Fuchs dem stern. Der Mann könnte sich mit seinem Tweet nun ein juristisches Nachspiel eingehandelt haben. "Die Zeit" prüfe rechtliche Schritte, so Fuchs.