Reaktion auf radikalen US-Pastor Gericht verbietet öffentliche Bibel-Verbrennung

Der radikale US-Pastor Terry Jones will nun doch keine Koran-Exemplare verbrennen - und auch in Südafrika hat ein Gericht einem Geschäftsmann verboten, als Reaktion auf Jones öffentlich Bibeln anzuzünden. Der Antrag auf Unterlassung stammt von einer islamischen Organisation.

Ein Gericht in Johannesburg hat einem südafrikanischen Geschäftsmann verboten, als Reaktion auf die angedrohte Koran-Verbrennung in Florida seinerseits Bibeln zu verbrennen. Den Antrag auf die einstweilige Verfügung hatte die islamische Organisation "Gelehrte der Wahrheit" gestellt, berichtete die Lokalzeitung "Saturday Star". In seinem Urteil vom späten Freitagabend kam das Gericht zu dem Schluss, im multi-religiösen Südafrika dürften keine Schriften verbrannt werden, die von einer der Religionsgemeinschaften als heilig verehrt würden.

Der muslimische Geschäftsmann Mohammed Vawda hatte für Samstag zur öffentlichen Bibelverbrennung auf einem Platz im Zentrum von Johannesburg aufgerufen. Der 38-Jährige sagte der Zeitung, er sei zutiefst verärgert über die Pläne von Pastor Terry Jones gewesen, zum Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 rund 200 Koran-Ausgaben zu verbrennen. Mit seiner Aktion habe er Jones stoppen wollen. Doch nun sei er froh über das Urteil: Die Kläger hätten ihn darauf aufmerksam gemacht, dass der Koran ausdrücklich zur Achtung der Bibel und der Thora aufrufe.

USA als "Geisel eines radikalen Pastors"

Der Anwalt der Islam-Gelehrten, Zehir Omar, betonte gegenüber der Zeitung, das Gericht sei in allen Punkten seiner Argumentation gefolgt. Dazu zähle auch die Auffassung, dass die Meinungsfreiheit ihre Grenzen dann finde, wenn durch sie Mitglieder einer Religionsgemeinschaft verletzt würden. Nach seinen Worten könnte das Urteil den US-Gerichten als Vorbild dienen. Es habe ihn erstaunt, dass sich die USA "mehr als einen Monat lang zur Geisel eines Mannes machen ließ, der mit der Verbrennung des Korans drohte", sagte Omar.

Jones scheint inzwischen seine Pläne aufgegeben zu haben. "Wir werden den Koran definitiv nicht verbrennen. Heute nicht, niemals", sagte der Fanatiker dem US-Fernsehsender NBC am Samstag. Er versprach weiter, seine Meinung diesmal nicht mehr zu ändern. "Ich kann das absolut garantieren."

Zuvor hatte Jones in New York für Wirbel gesorgt. Der Fanatiker war am Freitagabend von Florida aus in die Millionenmetropole geflogen, um angeblich doch noch den Imam des in der Nähe des Ground Zero geplanten umstrittenen Islamzentrums zu treffen. Nach seiner Landung sei es am Flughafen La Guardia zu einem beispiellosen Polizeieinsatz gekommen, berichtete der US-Fernsehsender ABC. Ein Flughafenterminal sei praktisch komplett geräumt worden, berichtete eine Reporterin des Senders. New Yorks Polizeichef Raymond Kelly sagte dem Fernsender CNN am Samstag, man werde Jones, der bis Montag in New York bleiben wolle, auf Schritt und Tritt beobachten. Als Begründung gab er an, die Polizei sei besorgt um die Sicherheit des Pastors.

AP · DPA
DPA/AP/be