Das bayerische Bildungssystem schneidet aus ökonomischer Sicht in einem jährlichen Vergleich der Länder am zweitbesten ab. Der "Bildungsmonitor" der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) sieht Sachsen wie seit Jahren auf Platz eins, das Schlusslicht bildet Bremen.
Die vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) durchgeführte Vergleichsstudie untersucht anhand von 98 Indikatoren die Bildungssysteme der Bundesländer. Die Bewertung erfolgt nach Angaben der Autoren ausdrücklich aus bildungsökonomischer Sicht. In der Studie werden beispielsweise die Bildungsausgaben pro Schüler ins Verhältnis zu den Gesamtausgaben öffentlicher Haushalte pro Einwohner gesetzt.
Zu den Stärken im Freistaat gehört demnach die berufliche Bildung. "Der Übergang von der Schule in den Beruf gelingt in Bayern sehr gut", schreiben die Autoren der Studie. Zudem sei die berufliche Fortbildung in Bayern auf Platz eins im Ländervergleich. Hervorzuheben seien auch die bayerischen Erfolge bei der Vermeidung von Bildungsarmut. Als Indikator dafür ziehen die Autoren die Absolventenquote der Schüler hervor: 2023 hätten 5,3 Prozent der Absolventen die Schule ohne Abschluss verlassen, was der niedrigste Wert bundesweit sei.
Förderinfrastruktur ist ausbaufähig
Zu weiteren Vorzügen, die in der wirtschaftsorientierten Studie identifiziert wurden, gehören relativ hohe Ausgaben für Bildung, Digitalisierung und gute Ergebnisse bei Leistungstests.
Die Erhebung nennt auch Baustellen. Demnach ist die Förderinfrastruktur ausbaufähig. So liege der Anteil der ganztags betreuten Drei- bis Sechsjährigen mit einem Drittel unter dem Bundesschnitt von knapp 47 Prozent. Auch der Anteil ganztägiger Grundschulangebote liegt deutlich unter dem Mittel aller Bundesländer. Verbesserungsbedarf gebe es außerdem bei der Integration sowie dem Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg.
Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) zeigte sich erfreut über das gute Gesamtergebnis: "Basis und Fundament sind dabei unsere hoch engagierten Lehrkräfte. Es zahlt sich auch aus, dass wir, anders als andere Bundesländer, immer am Prinzip der Verbeamtung festgehalten haben." Besonders freue sie sich, dass der Anteil von Schulabsolventinnen und -absolventen ohne Abschluss nirgends so niedrig sei wie in Bayern.
Philologenverband warnt vor Folgen des Stellenmoratoriums

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"Der insgesamt zweite Platz im bundesweiten Vergleich zeigt, dass Bayern in der Bildung mit seinem vielgliedrigen und durchlässigen Schulwesen vieles richtig macht. Das sollten auch die anerkennen, die am großen Rad drehen und wieder einmal rückwärtsgewandte Entwicklungen anstoßen wollen", sagte die Vize-Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes, Dagmar Bär.
Einheitsschulen oder längere gemeinsame Schulzeiten führten eben nicht automatisch zu besseren Ergebnissen, wie der Blick in andere Bundesländer zeige, so Bär weiter. Entscheidend sei, dass Bayern die hohe Qualität auch weiterhin halten könne. Hier zeige die Studie, dass etwa das geplante Stellenmoratorium für das Haushaltsjahr 2026 fatale Folgen haben könnte.
Grüne und Wirtschaftsverband fordern mehr frühkindliche Bildung
Die Grünen monierten, die Studie belege, dass Bayern zu wenig in die frühkindliche Bildung investiere. "In Bayern gibt es zwar jetzt Sprachtests, aber keine ausreichende Sprachförderung – hier muss massiv investiert werden", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Gabriele Triebel. Auch der Verband der bayerischen Wirtschaft forderte von der Staatsregierung, "zügig Maßnahmen zu ergreifen, damit eine frühe und zielgerichtete Förderung der Kinder in der Fläche gelingen kann".