Bachelor statt Examen Justizministerin will Jura-Abbrüche mit Bachelor senken

Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU) plant einen neuen Jura-Studiengang. (Archivbild) Foto: Frank Molter/dpa
Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU) plant einen neuen Jura-Studiengang. (Archivbild) Foto
© Frank Molter/dpa
Jura-Studium ohne Staatsexamen: Warum der geplante Bachelor-Studiengang in Kiel neue Karrierewege verspricht und Studienabbrüche senken könnte.

Schleswig-Holsteins Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU) plant die Einführung eines neuen Bachelor-Studiengangs für Rechtswissenschaften. "Wir sind dazu in gutem Austausch mit der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und arbeiten derzeit an einem Gesetzesentwurf", sagte von der Decken der Deutschen Presse-Agentur. Im Frühjahr wolle sie dem schwarz-grünen Kabinett einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegen.

"Mit dem Bachelor of Laws wollen wir erbrachte Studienleistungen honorieren und die Aufnahme eines nachfolgenden Masterstudiums oder einen Berufseinstieg außerhalb der reglementierten klassischen juristischen Berufe ermöglichen", sagte von der Decken. "Dazu können eine Anstellung in der Wirtschaft und in Unternehmen, beispielsweise als Mitarbeitende in Rechtsabteilungen größerer Unternehmen, im Personalwesen, im Compliance-Management oder im Vertragsmanagement gehören."

Nach Ansicht von der Deckens erhöhen die Pläne die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Studienstandorts. Studierende könnten dadurch neben der Vorbereitung auf das erste juristische Staatsexamen auf Antrag einen weiteren qualifizierenden Abschluss erwerben, der Alternativeinstiege in den Arbeitsmarkt eröffne. Schwarz-Grün hatte im Koalitionsvertrag die Prüfung eines solchen Angebots vereinbart, das es nach Angaben des Justizministeriums in anderen Bundesländern gibt.

Mehr Studienanfänger?

"Der zusätzliche Abschluss ist auch geeignet, zu einer Stabilisierung des Studienverlaufs beizutragen und der verhältnismäßig hohen Abbruchs- und Wechselquote wirksam entgegenzuwirken", sagte von der Decken. Dieser eröffne einen Weg in nachfolgende Masterstudiengänge oder unmittelbar in attraktive Berufsfelder.

Die Ministerin hofft auch auf mehr Studienanfängerinnen und -Anfänger: "Mittelbar können davon auch die reglementierten juristischen Berufe profitieren, da die psychologischen Hürden für eine Teilnahme an der Staatsprüfung abgesenkt werden. Die Einführung des integrierten Bachelors ist damit auch ein Baustein, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken."

Das sagt die Uni

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Nicht ändern soll sich das System der Juristischen Staatsexamen. Dieses bleibt uneingeschränkt Zugangsvoraussetzung für eine Karriere als Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt.

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät begrüßt die Pläne. "Diese Einführung entspricht einem von unseren Studierenden schon lange geäußerten Wunsch", sagte Dekan Ino Augsberg der dpa. "Damit wird in Schleswig-Holstein die Möglichkeit geschaffen, auch diesseits des juristischen Staatsexamens einen Studienabschluss zu erhalten. Während das Staatsexamen weiterhin den Weg in die klassischen juristischen Berufsfelder von insbesondere Anwaltschaft und Justiz eröffnet, bietet der zusätzliche akademische Abschluss erweiterte Möglichkeiten sowohl der Fortsetzung des Studiums als auch der Tätigkeit in juristischen Arbeitsfeldern außerhalb der für "Volljuristen" reservierten Bereiche." Die Fakultät sei aktiv in die Erarbeitung des Modells eingebunden.

dpa