Der Einsatz von Laubbläsern und -saugern ist ein Dauerthema in hessischen Städten. Auf der einen Seite sind sie nützliche Helfer für die Reinigungskräfte der Kommunen, um Gehwege, Anlagen und Plätze sauber zu halten. Auf der anderen Seite machen sie viel Lärm. Und auch in Sachen Naturschutz gibt es einiges an den Geräten zu bemängeln. Ein Blick in verschiedene hessische Kommunen.
In Frankfurt setzt das Grünflächenamt wegen der Lärmbelastung der mit Benzin betriebenen Laubbläser verstärkt auf emissionsärmere, akkubetriebene Geräte. Zudem würden die gesetzlichen Lärmschutzverordnungen und Ruhezeiten beachtet, teilt die Stadt mit.
Die Stadt weist darauf hin, dass Laubbläser auch von einer Vielzahl von Grünpflegefirmen, Hausmeisterservicebetrieben oder Privatleuten benutzt werden. Auf Besen oder Laubrechen werde größtenteils verzichtet, da diese nur eine sehr geringe Flächenleistung hätten und im Rahmen des Arbeitsschutzes nicht für den täglichen Dauergebrauch geeignet seien. Wo dies jedoch möglich sei, werden sie eingesetzt. "Gleichzeitig lassen wir Laub in vielen Bereichen über den Winter liegen, um ökologische Vorteile für Bodenorganismen und Tiere zu schaffen", erklärt die Stadtverwaltung.
Die Stadtreinigung in Wiesbaden hat nach Angaben der Stadtverwaltung rund 40 Geräte in ihrem Bestand, davon sind 70 Prozent rein elektrobetriebene Laubbläser. Bei der Stadtreinigung gebe es immer einen kombinierten Einsatz von Besen und Blasgeräten.
"Ohne den Einsatz von Blasgeräten könnten die anfallenden Laubmengen im Stadtgebiet nicht zeitnah aus dem öffentlichen Verkehrsraum entsorgt werden", betont die Stadt. Gerade der Einsatz der Blasgeräte beschleunige das Zusammentragen von Laub, das dann von den Kehrmaschinen direkt aufgenommen werden könne.

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Das Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel setzt etwa 50 Laubbläser ein. Mittlerweile sind nach Angaben der Stadtverwaltung rund 20 Prozent der Geräte mit Akkutechnik ausgestattet - Tendenz steigend. Geräte mit Verbrennungsmotoren sollen nach und nach durch Akkugeräte ausgetauscht werden.
Aus Naturschutzgründen werde nicht auf allen Flächen das Laub entfernt. So bleibe beispielsweise das Laub auf nicht zentral gelegenen Grünflächen in der Regel liegen oder werde gehäckselt und gemulcht, erklärte die Stadt. Entfernt werde es aber in dicht besiedelten Gegenden, auf Spielplätzen und in hoch frequentierten Parkbereichen. Aufgrund der enormen Laubmassen sei eine manuelle Laubentfernung in kommunalen Grünflächen aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht möglich.
Hanau
Auch in Hanau sind Laubgebläse mit Benzinmotor im Einsatz. Doch sie sollen nach Angaben der Stadt schrittweise durch Akkugeräte ersetzt werden, da diese leiser seien und keine Abgase erzeugten. "Für kleinere Arbeiten und wenn es trocken ist, sind Akku-Geräte völlig ausreichend", teilte die Stadtverwaltung mit.
Für die "schweren Laubarbeiten" in Bezug auf die Masse und Feuchtigkeit der Blättermassen würden aber Gebläse mit Verbrennungsmotor eingesetzt, da die Akkugeräte noch nicht die dauerhafte Leistung und die maximale Stärke für einen kompletten Arbeitstag erbringen könnten, erklärte die Stadt. Bisher habe es keine Lärmbeschwerden aus der Bürgerschaft gegeben – "auch, weil im Innenstadtbereich hauptsächlich auf Elektrobläser und Besen zurückgegriffen wird".
Rüsselsheim
Die Stadtreinigung in Rüsselsheim setzt nach Angaben der Stadtverwaltung in der Innenstadt ausschließlich Akku-Laubblasgeräte mit Elektromotor ein, da diese merklich weniger Lärm verursachten. "Seit der Umstellung auf die Akkugeräte sind die Beschwerden von Anwohnern drastisch zurückgegangen und beschränken sich nun auf sehr seltene Einzelfälle", betont die Stadt. Die Mitarbeiter der Stadtreinigung greifen den Angaben zufolge mitunter auch zum Besen.
Nabu: Fallendes Laub hat wichtige Aufgaben
Naturschützer sehen den Einsatz von Laubbläsern und -saugern kritisch. "Das fallende Herbstlaub hat eine wichtige Funktion für den Boden. Es wird von Insekten, Würmern und Kleinstlebewesen abgebaut und trägt damit zur Humusbildung bei", erklärt Berthold Langenhorst vom Naturschutzbund Hessen (Nabu). Zu den Tieren, die Laubhaufen zur Überwinterung nutzten, gehörten Igel, Molche, Spitzmäuse, Schmetterlinge und Käfer.
"Wenn das Laub von Beeten und unter Büschen und Bäumen in Parks mit Laubbläsern oder -saugern beseitigt wird, kann kein neuer Humus gebildet werden – und es fehlt der warme Überwinterungsplatz für die Tiere", sagt er. Zudem liege der Boden offen und sei nicht geschützt vor Winterfrost und Austrocknung. "Das Laub ist also nicht nur ein natürlicher und kostenfreier Dünger, sondern auch eine wichtige Wärmedecke für den Boden", betont Langenhorst. Zudem würden bei dem Einsatz von Laubbläsern Spinnen, Regenwürmer, Laufkäfer und Springschwänze angesaugt und zerhäckselt.
Umdenken gefordert
Auch die leiseren Akku-Laubbläser sind nach Ansicht des Nabu keine nachhaltige Alternative, weil sie viel Energie verbrauchten. "Früher oder später landen die Akkus zudem im Müll", kritisiert Langenhorst.
Die beste Parkanlage ist laut Nabu nicht eine komplett aufgeräumte, sondern eine naturnah gestaltete Fläche, die vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum biete. Deshalb sollten sich die Stadtverwaltungen überlegen, wo in Parkanlagen Blätterhaufen für überwinternde Tiere einrichtet werden könnten und welche Beete mit Laub bedeckt werden sollten.
Klar sei, dass Gehwege wegen der Rutschgefahr von nassem Laub geräumt werden müssten, sagt der Nabu-Sprecher. Doch hierbei könne man "mit bewährten Mitteln wie Kehrbesen und Rechen gute Ergebnisse erzielen".
Tipps für private Gärten
Für private Gärten gilt laut Nabu dasselbe wie für den öffentlichen Raum: Es empfehle sich, die Blätter so weit wie möglich liegenzulassen und die Blätter von Gartenwegen zu kleinen Überwinterungshaufen für die Tierwelt aufzuschichten. Nur der Gehweg vor dem Haus müsse wegen der Verkehrssicherungspflicht blätterfrei und damit rutschfest sein.
"Zum Reinigen eignet sich auch im privaten Bereich ein breiter Besen", betont Langenhorst. Blätter, die absolut keinen Platz im Garten fänden, sollten in der Biotonne landen. "Klar ist: Damit verschenkt man dann aber wertvollen Dünger."