Ausstellung Deutsch-deutscher Künstler: "Hans Ticha. Retrospektive"

Die Rostocker Kunsthalle zeigt die Ausstellung "Hans Ticha. Retrospektive" vom 14. Dezember bis 15. März 2026. Foto: Bernd Wüstn
Die Rostocker Kunsthalle zeigt die Ausstellung "Hans Ticha. Retrospektive" vom 14. Dezember bis 15. März 2026. Foto
© Bernd Wüstneck/dpa
Hans Ticha ist vielen durch seine Buchillustrationen im Kleinen vertraut, dabei liebt der Maler das Großformat. Seine Werke sind unverwechselbar und die Kugelformen ein Markenzeichen.

Die Rostocker Kunsthalle widmet dem Künstler Hans Ticha eine umfassende Retrospektive. Der 85-jährige, mehrfach preisgekrönte Meister der Buchgrafik wird darin vor allem als Maler präsentiert. Zu sehen sind rund 130 teils großformatige Exponate. Künstlerisch aufgewachsen in der DDR ging Ticha 1990 nach Westdeutschland. "Das spiegelt die Retrospektive. Wir wollen ihn als deutsch-deutschen Maler präsentieren", sagte Kuratorin Antje Schunke. 

Von Klatschern und Hochrufern

Ticha thematisiert in seinen Bildern, die in der Kunsthalle auf der oberen Etage ausgestellt sind, häufig Motive aus Politik, Sport, Unterhaltung und dem Gesellschaftsleben. "Er hat Bilder gemalt, die teilweise sehr, sehr systemkritisch waren, teilweise aber auch oberflächlich, wie etwa Sportbilder aus den 1970er- und 80er-Jahren", betonte die Kunsthistorikerin. Bekannte Motive sind die "Klatscher" mit kleinem Kopf und großen Händen und die "Hochrufer" mit hochgereckter Faust. 

Die sogenannten Politbilder malte Ticha ab Ende der 1970er-Jahre im Verborgenen. Sie thematisieren das gesellschaftliche Leben in der DDR mit seinen erstarrten Ritualen und sinnentleerten Handlungen, etwa auf Parteitagen der SED oder auf Demonstrationen zum 1. Mai. Kennzeichnend sind oft die kugelförmigen Figuren, die dem Maler auch den Beinamen "Kugelist" einbrachten.

"Krieg mit den Molchen" in digitaler Variante

In der Wendezeit beschäftigte sich Ticha mit Kommerz und der Werbewelt aus der Sicht eines Ostdeutschen. Er verließ 1990 Ostberlin und ging zunächst nach Mainz und wenig später nach Maintal, wo er seine neue Heimat fand. Die Kuratorin beschreibt Ticha als sehr scharfsinnigen und analytischen Künstler, der die Phänomene seiner Zeit genau beobachte. Das gelte für die DDR, die Wendezeit und die heutige Zeit. Sein jüngstes Werk stammt von 2025 und trägt den Titel "Wir sind jetzt das Volk".

Auch wenn die Retrospektive sich zu "99,9 Prozent" den Gemälden widmet, sind in der Ausstellung auch Arbeiten des Buchillustrators in Vitrinen zu sehen. Ticha gestaltete über 100 Bücher, darunter Werke von Bertolt Brecht, Erich Kästner und Kurt Tucholsky. Das von ihm illustrierte Buch "Der Krieg mit den Molchen" von Karel Capek liegt in digitaler Variante zum Blättern vor. 

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Die Ausstellung "Hans Ticha. Retrospektive" ist vom 14. Dezember bis 15. März 2026 zu sehen.

dpa

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