Dürre, Stürme, Starkregen - die Wälder in Mecklenburg-Vorpommern sind herausgefordert. Rund 40 Wissenschaftler, Praktiker, Vertreter von Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen diskutieren am Donnerstag und Freitag auf Einladung des Umweltministeriums in Zarrentin am Schaalsee über den Wald der Zukunft, der standhalten kann. Das Stichwort lautet dabei "Dauerwald".
Wie viel Wald haben wir eigentlich in MV?
Mecklenburg-Vorpommern ist eines der waldärmsten Flächenländer in Deutschland. Die Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2022 weist für MV gut 582.000 Hektar Wald aus, das entspricht einem Viertel der Landesfläche. Einen geringeren Waldanteil hat unter den Flächenländern demnach nur Schleswig-Holstein mit zwölf Prozent. Auf 25 Prozent kommen neben MV auch Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Deutschland insgesamt ist zu fast einem Drittel bewaldet (32 Prozent).
Mehr Wald - aber wie?
Neue Wälder können naturgemäß erst Jahrzehnte später Gewinne abwerfen. Deshalb ist der Anreiz für Eigentümer eher gering, eine Fläche mit Bäumen zu bepflanzen oder sie sich selbst zu überlassen, damit dort von selbst ein Wald entsteht. Der Waldeigentümerverband AGDW fordert vom Staat eine Wiederbewaldungsprämie, um die Aufforstung zu fördern.
Das Land MV ist gerade dabei, schrittweise 8.700 Hektar landeseigene landwirtschaftliche Nutzflächen aus der Verpachtung zu nehmen und für die Aufforstung bereitzustellen. Damit ist die Waldfläche aber nur leicht vergrößerbar.
Zugleich zerren andere Interessenten an vorhandenem Wald, etwa für die Ansiedlung von Unternehmen. So möchte die Stadt Grabow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) bis zu 130 Hektar Wald an der Autobahn 14 roden, um dort ein Gewerbegebiet zu errichten. Die Umweltorganisation BUND ist gegen den ersten Teil der Rodungspläne (40 Hektar) vor Gericht gezogen, die Sache ist bisher nicht entschieden.
Waldumbau - wie geht das?

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Überdies setzt der Klimawandel den Wäldern in MV zu. Nach den Dürrejahren 2018 bis 2020 nahmen die Schäden zu. Die Landesregierung fordert einen aktiven Waldumbau hin zu mehr Laub- und Mischbeständen. "Gemischte, standortsgerechte sowie naturverjüngte Wälder sind nachweislich stabiler und verfügen über ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit gegenüber Umweltveränderungen", heißt es im aktuellen Landeswaldprogramm. Der Aufbau klimastabiler Wälder müsse schneller vorangetrieben werden.
Dauerwald - was ist das?
Umweltverbände fordern einen schonenden Umgang mit den Wäldern - das Stichwort lautet "Dauerwald". Auch im Koalitionsvertrag von SPD und Linken steht dieser Begriff. "Der Dauerwald steht für Vielfalt, Stabilität und Anpassungsfähigkeit – Eigenschaften, die unsere Wälder in Zeiten des Klimawandels dringend benötigen", sagt Umweltminister Till Backhaus (SPD). Doch die Umsetzung dieses Konzept sei alles andere als einfach, räumt er ein. Sie erfordere ein Umdenken - unter anderem in der Forstwirtschaft.
Laut Landesgeschäftsführerin der Umweltorganisation BUND, Corinna Cwielag, heißt Dauerwald: Bei der Holzernte gibt es keinen Kahlschlag, auch nicht auf kleinen Flächen. "Riesige Erntemaschinen, Harvester genannt, haben dabei keine Verwendung, weil sie in naturnahen Wäldern mehr Schäden anrichten." In den Wäldern im Klimawandel müssten Bäume aller Altersklassen möglichst viel Schatten bewahren und der Waldboden weitgehend unversehrt bleiben. Umstritten ist, ob die Dauerwald-Bewirtschaftung teurer ist als die herkömmliche Bewirtschaftung.