Im Fall des geplanten Kaufs von Thyssenkrupp Steel durch den indischen Stahlhersteller Jindal Steel steht als Nächstes angeblich eine genaue Prüfung der Bücher des größten deutschen Stahlherstellers durch den Kaufinteressenten an. Die Deutsche Presse-Agentur dpa erfuhr aus Kreisen der beteiligten Unternehmen, dass eine sogenannte Due Diligence vorgenommen werden soll. Außerdem wollen Vertreter der indischen Eigentümerfamilie zeitnah nach Deutschland reisen und unter anderem mit Thyssenkrupp und Arbeitnehmervertretern sprechen, wie es weiter hieß.
Am Dienstag hatten Thyssenkrupp und Jindal Steel bekannt gemacht, dass der familiengeführte Stahlkonzern die gesamte Stahlsparte von Thyssenkrupp kaufen will und bereits ein unverbindliches Angebot abgegeben hat. Das Unternehmen hatte dabei Einzelheiten eines von ihm so genannten Jindal-Plans veröffentlicht und von einem "zukunftsweisenden Konzept" gesprochen. Demnach will Jindal unter anderem die in Duisburg bereits begonnene Direktreduktionsanlage (DRI-Anlage) zur Herstellung von klimafreundlicherem Stahl fertigstellen. Zusätzlich will das Unternehmen dort für mehr als zwei Milliarden Euro Lichtbogenofen-Kapazitäten schaffen.
Jindal will Wertschöpfungskette "von der Mine bis zum Metall"
Jindal sprach außerdem von einer Wertschöpfungskette unter der Überschrift "Von der Mine bis zum Metall". Jindal beabsichtige, hochwertiges Eisenerz aus seinen Minen in Kamerun nicht nur für eine eigene DRI-Anlage in Oman zu liefern, sondern auch für die im Bau befindliche DRI-Anlage in Duisburg, hieß es.
Thyssenkrupp will das Angebot nach eigenen Angaben "intensiv prüfen" und dabei vor allem auf die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Fortführung der grünen Transformation sowie die Beschäftigung an den Stahl-Standorten achten. Arbeitnehmervertreter hatten sich ebenfalls aufgeschlossen gezeigt.
IG Metall: Stahlsparte wäre "perfekte Ergänzung" für Jindal Steel
Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner, glaubt, dass Thyssenkrupp Steel die "perfekte Ergänzung" für Jindal Steel sein könnte. "Sie sind die größten Stahlhersteller in Indien. Sie sind in vielen Märkten aktiv, aber sie haben bis jetzt in Europa nur kleine Aktivitäten", sagte Kerner, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef der Thyssenkrupp AG ist, dem Sender WDR 5. "Und Europa ist nach wie vor ein Absatzmarkt für qualitativ hochwertigen Stahl." Ein Engagement ergebe für den indischen Konzern daher strategisch Sinn.