Premiere "Die Hunnenkönigin" Kriemhilds Rache, made in London

Die Schauspielerinnen Laina Schwarz (l) und Lena Urzendowsky erhielten 2023 in Worms viel Applaus. (Archivbild) Foto: Uwe Anspac
Die Schauspielerinnen Laina Schwarz (l) und Lena Urzendowsky erhielten 2023 in Worms viel Applaus. (Archivbild) Foto
© Uwe Anspach/dpa
Die Nibelungen-Festspiele arbeiten im kommenden Jahr erstmals mit einer britischen Compagnie zusammen – und deuten das Mittelalterdrama als politisches Ränkespiel.

England zu Gast in Rheinland-Pfalz: Die stets experimentierfreudigen Nibelungen-Festspiele in Worms betreten im kommenden Jahr erneut ungewohnte Pfade. Das Stück "Die Hunnenkönigin" und die Inszenierung (17. Juli bis 2. August 2026) entstehen in enger künstlerischer Kooperation mit der Londoner Theatercompagnie "Les Enfants Terribles", wie die Organisatoren mitteilten. Autor Oliver Lansley soll zusammen mit James Seager Regie führen. Der Vorverkauf startet am 31. Oktober.

Im Mittelpunkt des Stücks steht Burgunderprinzessin Kriemhild, die nach dem Tod von Drachentöter Siegfried ins Lager der Hunnen wechselt und zur mächtigsten Frau des Kontinents wird. "Les Enfants Terribles" wollen die Geschichte als politisches Ränkespiel erzählen - aber auch als schmerzhaften Verrat, ungewöhnliche Liebe und große Rachegeschichte.

Wenn das Theater die Welt in Flammen setzt

"Oliver Lansley und James Seager stehen mit ihrer Theatercompagnie für aufregendes, spielfreudiges und zugleich inhaltsstarkes Theater", sagte Intendant Nico Hofmann. Man freue sich, gemeinsam mit "Les Enfants Terribles" noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Geschichte der Nibelungen zu werfen. Ähnlich äußerte sich der künstlerische Leiter Thomas Laue.

"Es wird ein Drama, ein Spektakel mit viel Musik und eine theatrale Achterbahnfahrt, in deren Verlauf eine Frau zeigt, wie weit sie zu gehen bereit ist, um Gerechtigkeit wiederherzustellen - selbst, wenn sie dafür die Welt in Flammen setzen muss", betonte Laue.

Die 2002 gegründete Gruppe "Les Enfants Terribles" (etwa: Die schrecklichen Kinder) hat sich auf sogenanntes immersives Theater spezialisiert, das Publikum immer wieder in die Handlung einbezieht. Die Aufführungen gelten als Mischung aus großem Schauspielertheater, Musik, publikumswirksamen Zirkuselementen, Magie und Puppenspiel.

Musik, Magie und Mordlust

Die Festspiele in einer der ältesten Städte Deutschlands finden seit 2002 statt. Die Einbeziehung der Theatercompagnie gilt als außergewöhnliche Erweiterung der bisherigen Praxis. Während in den vergangenen Jahren vor allem namhafte deutschsprachige Autoren wie Roland Schimmelpfennig, Lukas Bärfuss oder das Duo Feridun Zaimoglu und Günter Senkel mit neuen Texten beauftragt wurden, steht diesmal die künstlerische Handschrift einer Compagnie im Zentrum, die im englischsprachigen Theaterraum große Anerkennung genießt.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Das mittelalterliche Nibelungenlied gilt als eine der Lieblingssagen der Deutschen. Die Organisatoren unter der Intendanz von Nico Hofmann erzählen das Spektakel um Siegfried und seinen Mörder Hagen immer wieder anders und stets auf Augenhöhe mit drängenden Themen der Gegenwart. Der Ort der Festspiele ist historischer Boden: Eine Schlüsselszene der Sage, der Streit der Königinnen, spielt auf der Nordseite des Kaiserdoms.

Was die Tickets kosten

Die Publikumstribüne fasst etwa 1.400 Gäste. Erstmals seit mehr als 20 Jahren waren in diesem Jahr alle 16 Vorstellungen schon vor Festivalbeginn ausverkauft. Die Tickets kosten zwischen 29 und 139 Euro - die Preise sollen sich 2026 nicht ändern.

dpa