Attentat in Magdeburg Bericht des Arbeitgebers: Magdeburg-Attentäter war auffällig

Was wusste sein ehemaliger Arbeitgeber über den Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt? (Archivbild) Foto: Heiko Rebsch/dpa
Was wusste sein ehemaliger Arbeitgeber über den Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt? (Archivbild) Foto
© Heiko Rebsch/dpa
Kurz vor Weihnachten rast ein Mann aus Saudi-Arabien über den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Er tötet sechs Menschen und verletzt Hunderte. Was wusste sein damaliger Arbeitgeber über ihn?

Vor dem Anschlag ist der Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt während seiner Arbeit als Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie immer wieder auffällig geworden. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht seines ehemaligen Arbeitgebers hervor. Das Unternehmen hätte ein Attentat eigener Einschätzung nach auf dieser Grundlage jedoch nicht vorhersehen können: "Den vorliegenden Recherchen und Bewertungen zufolge gibt es im Ergebnis keine Anhaltspunkte, dass ein mögliches Handeln der Salus gGmbH als Arbeitgeberin von Taleb al-Abdulmohsen den Anschlag hätte verhindern können", hieß es.

Der saudische Arzt war am 20. Dezember vergangenen Jahres mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Er tötete sechs Menschen, mehr als 300 wurden zum Teil schwer verletzt. Wann der Prozess gegen ihn eröffnet wird, ist bislang unklar. 

Auffällig durch wirre Mails, Unzuverlässigkeit und wenig Engagement

Die interne Sonderprüfung des früheren Arbeitgebers von al-Abdulmohsen wurde von drei Mitarbeitenden durchgeführt. Sie wurden demnach von einem externen Juristen begleitet und beraten. Insgesamt seien 70 Mitarbeitende befragt worden, die mit dem 50-Jährigen zusammengearbeitet haben. Außerdem seien mehr als eine Million Dateien durchsucht, zu Teilen gesichtet und überprüft worden.

Der Attentäter hatte seit März 2020 im Maßregelvollzug in Bernburg (Sachsen-Anhalt) gearbeitet. al-Abdulmohsen war während seiner Zeit dort unter anderem durch lange, wirre Mails, Unzuverlässigkeit und wenig Engagement aufgefallen. Ihm wurde dem Bericht zufolge "bis zuletzt keine psychotherapeutische Behandlung zugetraut", weil seine Tätigkeit und sein Einsatz "nicht dem durchschnittlichen Leistungsniveau" entsprachen. Außerdem weise er fachärztliche Defizite auf. 

Er sei als verschlossener Einzelgänger aufgetreten, der zu Kolleginnen und Kollegen keine engeren Beziehungen aufgebaut hat, hieß es. 

Kündigung sollte geprüft werden

In der Gesamtbetrachtung habe es im Laufe der Zeit verschiedene Sachverhalte gegeben, die "ein Tätigwerden der Salus gGmbH als Arbeitgeberin möglich gemacht hätten", erklärte das Unternehmen. Geplant gewesen sei, "Anfang 2025 eine personenbedingte Kündigung aufgrund seiner Fehlzeiten zu prüfen". al-Abdulmohsen wurde den Angaben nach drei Tage nach dem Attentat in Magdeburg fristlos gekündigt. 

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Die Salus Altmark Holding (SAH), zu der auch die Salus gGmbH gehört, ist eine gemeinnützige Trägergesellschaft der Gesundheits- und Sozialwirtschaft in Sachsen-Anhalt mit 15 Standorten. Hauptgesellschafter ist das Land Sachsen-Anhalt. Das Unternehmen zählt eigenen Angaben nach insgesamt 4.200 Mitarbeitende, darunter etwa 330 Ärztinnen und Ärzte.

dpa