Hochwasserschutz Schafe pflegen knapp die Hälfte der Deichflächen

Solch ein Bild wollen alle Beteiligten häufiger sehen: Schafe pflegen den Deich. Es fehlen aber Schäfer und Schafe. (Archivbild)
Solch ein Bild wollen alle Beteiligten häufiger sehen: Schafe pflegen den Deich. Es fehlen aber Schäfer und Schafe. (Archivbild) Foto
© Philipp Schulze/dpa
Es sieht idyllisch aus und dient dem Hochwasserschutz - blökende Vierbeiner auf dem Deich. Eigentlich sollte es dieses Bild häufiger geben. Warum ist das aber schwierig?

Fast die Hälfte der Deiche in Sachsen-Anhalt wird von Schafen beweidet und so gepflegt. Der Anteil an der Gesamtdeichfläche liege bei 48 Prozent, teilte das Umweltministerium in Magdeburg auf Nachfrage mit. Im Vergleich zu den Vorjahren sei das ein leichter Rückgang. 

Hintergrund sei, dass Deichflächen wegen Baumaßnahmen nicht verfügbar gewesen seien, so das Ministerium. 2021 und 2022 grasten auf 54 Prozent der Deiche Schafe. Wenn es nach dem Land geht, sollen die Zahlen wieder steigen. "Das Land ist daran interessiert, die Deichpflege mit Schafen weiter auszubauen."

Umweltminister Armin Willingmann (SPD) erklärte: "Schafherden entlang der Deiche im Lande sind nicht nur schön anzusehen. Schäfer, die mit ihren Herden die Grasnarbe auf den Deichen kurzhalten, leisten einen wichtigen Beitrag für den Hochwasserschutz. Wir werden die natürliche Pflege auch in den kommenden Jahren seitens des Landes weiter unterstützen." 

Tatsächlich arbeite man mit dem Ministerium gut zusammen, sagte die Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbands, Elisabeth Baurichter. Sie bezeichnete es als gutes Standbein für Schäfer, die Deiche zu beweiden. Dass die Zahlen nicht steigen, habe vielfältige Gründe. Ganz vorn stehe der Fachkräftemangel. Es würden einfach zu wenige junge Menschen Schäfer. Außerdem gehe die Zahl der Schafe zurück. Und: die Deichflächen sind ungleich über das Land verteilt und nicht für jeden Schäfer gut zu erreichen. 

Pflegeentgelt nun erhöht - erstmals seit 2018

Die Schäfer erbringen die Leistung der Deichpflege auf der Grundlage eines Pflegevertrages, der mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) geschlossen wird. Zusammen waren das im vergangenen Jahr 67 Schäfer. 

Das Pflegeentgelt, das pro Hektar gezahlt worden ist, wurde nach sieben Jahren in diesem Jahr erstmals wieder erhöht. Für die Beweidung erhalten die Schäfer nun 493 Euro je Hektar, für die Komplettpflege 1.015 Euro. 

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) hat in diesem Jahr 1,133 Millionen Euro eingeplant, die die Schäfer für die Pflege der Deiche erhalten. Für 2026 wird eine vergleichbare Größenordnung erwartet.

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Wozu Schafe auf den Deichen? 

Die Hochwasserschutzeinrichtungen des Landes müssen kontinuierlich unterhalten und gewartet werden, um ihre Funktionsfähigkeit im Hochwasserfall sicherzustellen, erklärte das Ministerium.

Im Wassergesetz für das Land Sachsen-Anhalt ist sogar festgehalten, dass die Pflege der Grasnarbe der Deiche und der Deichschutzstreifen grundsätzlich durch das Beweiden mit Schafen erfolge. Dazu arbeite das Land eng mit dem Landesschafzuchtverband und dem Bauernverband zusammen.

dpa