Die Fitnessbranche in Sachsen-Anhalt verzeichnet einen spürbaren Aufschwung. Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene sorgen für steigende Mitgliederzahlen. Zudem bieten soziale Medien Motivation und Vorbilder. Fitness-Influencer auf Plattformen wie Instagram, Tiktok oder Youtube verbreiten täglich neue Trainingsideen und animieren, aktiv zu werden.
"Als Indikator dient der Trend im Verband Gewichtheben, Kraftsport und Fitness", sagte der Sprecher des Landessportbundes Sachsen-Anhalt, Hanif Shangama. Die Zahl der Mitglieder stieg nach Verbandsangaben in den vergangenen Jahren um rund 30 Prozent.
Sport mit Freunden motiviert
"Wir erleben, dass zunehmend junge Menschen den Weg in unsere Studios finden, weil sie dort auf eine Community von Gleichgesinnten treffen, die Spaß an Sport und Bewegung haben und ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden stärken wollen", sagte Aenne Frankenberger, Sprecherin der Fitnessstudio-Kette Fitness First. Besonders gefragt seien Performance-Trainings, die Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit kombinieren, sowie neue Formate wie das Hyrox-Training, das Laufen und Kraftübungen miteinander verbindet.
"Fitness ist bundesweit die mitgliederstärkste Sportart – noch vor dem Fußball", sagte der Sprecher des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV), Alexander Wulf. "Der Frauenanteil liegt stabil bei rund 52 Prozent. Neben den Jugendlichen entdecken zunehmend auch Seniorinnen und Senioren das Training im Studio für sich." Gesundheit gilt laut DSSV als wichtigster Grund für den Eintritt – besonders zu Jahresbeginn steigt der Zulauf spürbar.
Risiken bei falschem Training
Mit dem Boom wächst aber auch die Sorge vor gesundheitlichen Problemen. "Prinzipiell gilt für Jugendliche dasselbe wie für jeden Menschen. Übertreibt man das Krafttraining, kommt es zum Verschleiß. Strukturen, die noch im Wachstum sind, sind da besonders gefährdet, weil schon das Wachstum an sich mit Strukturveränderung der Muskeln und Sehnen einhergeht, die dann mit übertriebenem Krafttraining geschädigt werden können", sagte der Vize-Präsidenten der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Thomas Dörrer.

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Supplemente nicht geeignet
"Den Konsum von Kreatin und Eiweißpräparaten im Jugendalter halte ich persönlich generell nicht für sinnvoll. Der beste Muskelaufbau ist das regelmäßige Training und eine ausgewogene Ernährung", sagte Dörrer. "Um die Niere zu schützen, muss gerade während und nach dem Training viel Wasser zu sich genommen werden. Das wird auch gerne vergessen."
Der Arzt erklärt: "Ich sehe in meiner Praxis häufig Menschen, die im Prinzip nur den Schultergürtel trainieren und gute Muskelmasse aufbauen, aber nicht bedenken, dass Muskeln natürlich auch getragen werden müssen. Trainiert man also Lende und Beine nicht adäquat, kommt es unweigerlich zu einer Fehlbalance und damit zum Verschleiß." Generell sollte nach intensivem Training immer eine Pause eingelegt werden.
Jugendliche durch Sporttherapeuten betreuen
Laut Dörrer ist es sinnvoll, Jugendliche durch einen Sporttherapeuten zu betreuen. Zu beachten sei, den ganzen Körper etappenweise zu trainieren und dabei auf eine gute Körperhaltung zu achten. Gern an die körperliche Belastungsgrenze gehen, aber keinesfalls weit darüber. Ebenso wichtig, mindestens zweimal die Woche Ausdauertraining zusätzlich, denn eine gute Muskelmasse muss auch mit Blut versorgt werden. "Das Herz-Kreislauf-System trainiert man aber eben nicht an den Hanteln, sondern mit Ausdauertraining. Ansonsten droht etwa Bluthochdruck mit allen Folgen", sagte der Arzt.
Der Magdeburger Sportwissenschaftler Helmi Chaabene von der Otto-von-Guericke-Universität unterstreicht, dass es kein festgelegtes Mindestalter für den Einstieg ins Krafttraining gebe. "Entscheidend ist, dass Kinder oder Jugendliche die Anleitungen verstehen und sauber ausführen können – in der Regel ab sechs bis sieben Jahren", sagte er.
Zunächst sollten Übungen mit dem eigenen Körpergewicht oder leichten Hilfsmitteln wie Medizinbällen und Bändern im Vordergrund stehen. Erst bei sicherer Technik sei eine schrittweise Steigerung sinnvoll.
Im Durchschnitt sollten Kinder und Jugendliche täglich mindestens 60 Minuten körperlich aktiv sein und an mindestens drei Tagen pro Woche kräftigende Aktivitäten für Muskeln und Knochen in diese tägliche Bewegungszeit integrieren.
Nach Angaben der Datenplattform Listflix (Nürnberg) gibt es in Sachsen-Anhalt 186 Fitnessstudios.