Unter Auflagen hat an der Universität in Halle eine umstrittene Veranstaltung zum Krieg in Gaza und dem Konflikt zwischen Israel und Palästina stattgefunden. Diese Auflagen seien allerdings verletzt worden, erklärte die Unirektorin - und räumte ein, es sei ein Fehler von ihr gewesen, die Veranstaltung zuzulassen. Die Lesung war von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Uni veranstaltet worden.
"An der Universität Halle ist kein Platz für Veranstaltungen, die einseitig, unwissenschaftlich und gesellschaftlich polarisierend sind. Eine solche war die als Lesung angekündigte Veranstaltung mit Helga Baumgarten am Montag", sagte die Rektorin der Universität, Claudia Becker, der Deutschen Presse-Agentur. Die Universität war selbst Veranstalterin der Lesung. Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Halle sprach im Anschluss davon, es seien dabei israelfeindliche Darstellungen transportiert worden.
Auflagen missachtet
Die Veranstaltung an der Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) fand zu Beginn der Woche unter dem Titel "Völkermord in Gaza" statt. Sie habe nur unter Auflagen stattfinden dürfen, die nicht eingehalten wurden, erklärte Becker.
"Dazu zählte beispielhaft, dass es keine Zusammenarbeit mit den „Students for Palestine“ gibt, dass das Existenzrecht Israels an keiner Stelle infrage gestellt wird und keine antisemitischen Äußerungen getätigt werden", sagte die Rektorin. Außerdem sollte es eine wissenschaftliche Einordnung des Gaza-Krieges und der Lage im Israel-Palästina-Konflikt geben. Bei Nichteinhaltung sollte die Veranstaltung abgebrochen werden.
Mehrere Tage nach der Veranstaltung räumte Becker nun ein: "Im Vertrauen auf die Redlichkeit der Universitätsmitarbeiterin habe ich die Veranstaltung zugelassen. Das war falsch." Die getroffenen Vorkehrungen hätten nicht ausgereicht. "Die Veranstaltung, die stattgefunden hat, war eine andere als die, die beantragt und genehmigt worden war." An der MLU sei kein Platz für Veranstaltungen, die einseitig, unwissenschaftlich und gesellschaftlich polarisierend seien.
"Dämonisierung" Israels
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Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Halle kritisierte die Veranstaltung und das Handeln der MLU. "Gerade in Halle, einer Stadt, die 2019 Ziel eines antisemitischen Terroranschlags wurde, trägt die Universität eine besondere Verantwortung", sagte der Vorstand der Gruppe, Niklas David Gießler. "Wer hier über den Nahostkonflikt spricht, darf keine Bühne bieten, auf der Israel pauschal dämonisiert und historische Begriffe wie Völkermord inflationär missbraucht werden."
Das Junge Forum forderte die Universitätsleitung dazu auf, die Vorkommnisse zu prüfen und Konsequenzen zu ziehen. "Akademische Freiheit ist ein hohes Gut – aber sie darf nicht zur Rechtfertigung einseitiger Schuldzuweisungen oder gefährlicher Rhetorik missbraucht werden", sagte Gießler. Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft setzt sich für den deutsch-israelischen Dialog, gegen Antisemitismus und für ein vielfältiges jüdisches Leben in Halle ein.
FDP warnte vor Veranstaltung
Der hochschulpolitische Sprecher der FDP im Landtag, Konstantin Pott, hatte schon vor der Veranstaltung Kritik geübt. "Eine Universität ist ein Ort freier Debatte – aber keine Bühne für Hetze gegen Israel und jüdisches Leben. Hier muss die Hochschulleitung ihrer Verantwortung gerecht werden und solchen Veranstaltungen entschieden entgegentreten", hatte er erklärt. Ihm zufolge war in der Vergangenheit schon einmal eine Veranstaltung mit der Politikwissenschaftlerin Baumgarten geplant und dann abgesagt worden.