Arbeitsmarkt Thüringens Arbeitsministerin für Aktivrente auf Probe

Thüringens Arbeitsministerin Katharina Schenk ist für die Aktivrente quasi auf Probe. (Archivfoto) Foto: Martin Schutt/dpa
Thüringens Arbeitsministerin Katharina Schenk ist für die Aktivrente quasi auf Probe. (Archivfoto) Foto
© Martin Schutt/dpa
Die Zahl der älteren Arbeitnehmer in Thüringen steigt. Kann die Aktivrente dazu beitragen, dass mehr Menschen auch im Rentenalter arbeiten?

Die Aktivrente könnte nach Einschätzung von Thüringens Arbeitsministerin Katharina Schenk Personalengpässe in Unternehmen und Verwaltungen etwas verringern. "Die von der Bundesregierung beabsichtigte Aktivrente kann ein Baustein sein – ist aber keinesfalls das einzige Instrument, um dem Fachkräftemangel zu begegnen", erklärte die SPD-Politikerin auf dpa-Anfrage in Erfurt. Sie sei für einen befristeten Start der Aktivrente mit verpflichtender Überprüfung ihrer Wirkung nach ein bis zwei Jahren. 

"Wenn Anpassungen im Sinne der Gerechtigkeit oder Effizienz notwendig sind, müssen diese zügig vorgenommen werden", so die Arbeitsministerin. Das Modell der Bundesregierung sieht vor, dass Menschen, die das Rentenalter erreicht haben, aber weiter einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen wollen, von ihrem Monatsverdienst 2.000 Euro steuerfrei erhalten können. In Thüringen ist nach Zahlen des Statistischen Landesamtes mehr als jeder vierte Mensch 65 Jahre und älter. 

33.000 Rentner und Pensionäre arbeiten bereits 

Wichtig sei, dass Qualifizierungsangebote, altersgerechte Arbeitszeitmodelle und Beratungsprogramme für Menschen, die länger arbeiten wollten, verbessert würden, erklärte Schenk. "Die Aktivrente allein reicht nicht – wir brauchen eine aktive Arbeitsmarktpolitik für Ältere."

Die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit müssten dafür deutlich stärker genutzt werden. Gefordert seien vor allem die Unternehmen, altersgerechte und attraktive Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Schenk verwies auf die bestehenden Thüringer Weiterbildungsagenturen. 

Laut Landesarbeitsagentur haben im vergangenen Jahr rund 33.000 Frauen und Männer in Rente oder Pension weiter gearbeitet. Zehn Jahre zuvor waren erst etwa 21.000 Rentner erwerbstätig. Mit dem Ruhestand der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge werden künftig noch mehr arbeitende Rentner erwartet. 

Gleichzeitig können sich nur 43 Prozent der Menschen im Freistaat vorstellen, bis in das Rentenalter im aktuellen Job zu arbeiten, ergab eine repräsentative Umfrage des Umfragezentrums Bonn im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in diesem Jahr. Die Gründe dafür liegen der Umfrage zufolge in den beruflichen Rahmenbedingungen in Thüringen und vor allem in der Arbeitsbelastung.

dpa