Er habe die Schuhe und das Jackett des damals 23-Jährigen wiedererkannt, sagte Messner nach Angaben seines Sprechers, Naeem Khan, in Islamabad vom Mittwoch. Der Südtiroler Extrembergsteiger hält sich gegenwärtig in der Region auf. Günther Messner war 1970 von der Besteigung des Berges nicht zurückgekehrt. Andere Bergsteiger hätten den gefrorenen Körper seines Bruders bereits vor Wochen entdeckt, hieß es. Ein Wadenbein, das wahrscheinlich dem Bruder gehörte, war schon früher gefunden worden.
Nanga Parbat - der Schicksalsberg
Der 8125 Meter hohe Nanga Parbat - der "nackte Berg", wie ihn die Einheimischen nennen - ist der neunthöchste Berg der Erde. Er ist der westlichste Achttausender des Himalaya, gilt als Schicksalsberg der Deutschen und zählt heute zu den am besten erforschten Gebieten der Region. Das Ringen um den Gipfelsieg, das in den 30er Jahren begann, gleicht einer einzigartigen alpinistischen und menschlichen Tragödie. Schon l932, l934 und l937 versuchten deutsche Bergsteiger den Nanga Parbat zu bezwingen.
14 Europäer und 17 einheimische Sherpas starben bei diesen Expeditionen, unter ihnen der berühmte Alpinist Willy Merkl. Am 3. Juli 1953 erreichte der Österreicher Hermann Buhl als erster Mensch den Gipfel. Er rammte seinen Felspickel in den hart gefrorenen Schnee und band die Flagge Pakistans daran. Auch in den folgenden Jahren forderte der Berg immer wieder Menschenleben. Der Deutsche Sigi Löw zählte 1962 ebenso dazu wie 1970 Günther Messner, der Bruder des Südtiroler Extrembergsteigers Reinhold Messner. Beide hatten 1970 bei der "Sigi-Löw-Gedächtnisexpedition" die mit 4500 Metern höchste Steilwand der Erde, die Rupalflanke zum Nanga Parbat, durchklettert. Beim Abstieg wurde Günther Messner von einer Eislawine in die Tiefe gerissen.
Messner gibt ehemaligen Bergkameraden die Schuld am Tod seines Bruders
Um den Tod von Günther Messner war vor gut zwei Jahren ein heftiger Streit zwischen Reinhold Messner und ehemaligen Bergkameraden entbrannt, der in mehreren Gerichtsverfahren mündete. Messner hatte den Kameraden vorgeworfen, sie hätten ihn und seinen Bruder nicht gesucht, als beide nicht vom Gipfel zurückkamen. Andere Expeditionsteilnehmer stellten ihrerseits die These auf, Messner habe seinen Bruder möglicherweise allein über den normalen Weg ins Lager zurückgeschickt, um selbst die Überschreitung des 8125 Meter hohen Nanga Parbat zu wagen und damit Weltruhm zu erlangen.
Messner, der am 17. September 61 Jahre alt wird, ist hingegen stets dabei geblieben, er sei zusammen mit dem Bruder auf der so genannten Diamir-Seite über eine bis dahin völlig unbekannte Route abgestiegen. Über den Aufstiegsweg durch die so genannte Rupalwand abzusteigen, habe den bereits geschwächten Bruder zu sehr geschreckt. Günther sei dann beim gemeinsamen Abstieg vermutlich von einer Eislawine erfasst worden, als er selbst den Weg ins Tal erkundete.
Wadenbein als Beweis für Messners Version
Bereits im Januar 2004 legte Messner das Wadenbein der Gletscherleiche als Beweis dafür vor, dass er Günther damals nicht im Stich gelassen hatte. Der auf seiner Abstiegsroute in etwa 4300 Metern Höhe gefundene Knochen sei nach Gen-Tests der Universität Innsbruck mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Bruder zuzuordnen. Dies beweise, dass Günther mit ihm zusammen abgestiegen sei und er ihn nicht über einen anderen Weg ins Lager zurückgeschickt habe. "Dass das eine Lügengeschichte ist, ist jetzt eindeutig nachgewiesen", sagte Messner damals.
Ein Bergkamerad Messners, Hans-Peter Eisendle, hatte den Knochen bei einer Expedition schon lange zuvor an einer Flanke des Nanga Parbat gefunden. Drei Jahre lag das Stück Unterschenkel bei Messner zu Hause. Experten hätten ihm gesagt, der Knochen sei für seinen Bruder zu groß, sagte Messner später. Er habe geglaubt, das Teil gehöre einem pakistanischen Bergsteiger, der ebenfalls in der Region verschollen war. Erst nachdem dieser gefunden wurde, habe er an der Universität Innsbruck eine DNA-Analyse für den Knochen in Auftrag gegeben.
DPA